Plattenkritik: Rone – D’argent et de sang (OST) (Infiné)Blut, Geld, Klima und jede Menge Piano

Plattenkritik Rone D argent et de sang Cover

Ich bin Fan von Rone. Und mit Soundtracks habe ich oft ein Problem.

Tatsächlich bedeutet mir die Musik von Erwan Castex sehr viel, gerade seine frühen Veröffentlichungen. Sein versierter Umgang mit der naiven Herangehensweise an die elektronische Musik hat mich lange begleitet. Alben wie „Spanish Breakfast“ zum Beispiel oder „Tohu Bohu“. Dazu kamen über viele Jahre seine wirklich wunderbaren Videos, die wir in diesem Magazin auch immer wieder gefeatured haben. Und weil Musiker:innen ja generell selten aufzuhalten sind, entwickelte sich mit den Jahren Rones Karriere stetig weiter.

Heißt: Er ging – im Rahmen der Möglichkeiten – steil. Gigs, größere Gigs, immer umfangreichere Projekte. Da durften Soundtracks natürlich nicht fehlen. „La Nuit Venue“, „Les Olympiades“ und nun „D’Argent et de sang“. Dass er seine Synths auch mit Orchester pairen kann, bewies er mit seinem Album „L(oo)ping“.

„D’Argent et de sang“ ist eine Serie, die in Frankreich wohl ganz ordentlich performt hat. Ein bisschen Crime, ein Schuss Mafia, jede Menge Kapitalismus. Ein echtes scheme eben – mit aktuellem Thema als Aufhänger: Klima und sein Wandel und der angeschlossene Handel mit den Zertifikaten. Eine Art der Geldwäsche, über die Robert und Christian beim allabendlichen FaceTime hoffentlich auch oft sinnieren, sich dann aber bestimmt immer vertagen. So ist die Welt halt. Wir schauen mal rein.

Und der gute Rone soll diesen Kladderadatsch nun vertonen und orchestrieren. Ohne die Serie gesehen zu haben, bin ich zunächst mit 21 Tracks konfrontiert, die um drei bis vier wiederkehrende Motive kreisen. So läuft das Soundtrack-Business, und genau dieses Business irritiert mich immer wieder, wie ich am runden Tisch mit dem Kollegen Cornils in der Vergangenheit regelmäßig angemerkt habe. Scheißt der Zertifikatshandel-Hund drauf, könnte ich jetzt sagen. Und ja, das stimmt auch irgendwie. Aber ich blicke einigermaßen sorgenvoll auf dieses Album.

Für eben diesen meinen Blick kann Rone herzlich wenig. Zwischen allem zwingend erforderlichen Kitsch, den ein Film oder eine Serie heutzutage braucht, blubbert Castex immer noch ganz hervorragend seinen musikalischen Zaubertrank. Es ist die Zerrissenheit, die nicht existierende Sequenzierung der Ideen, die mich – wieder mal – ratlos zurücklässt. Ich verstehe die Anforderung. Für diese und jene Szene wird dies und das benötigt. Warum aber wird das dann 1:1 als Soundtrack veröffentlicht? Es ist also ein wenig deep listening erforderlich, um die oft versteckten neuen Hits des Produzenten aufzustöbern. Denn unter all dem Formelhaften strahlen seine Ideen auch hier hell und kraftvoll.

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