Jóhann Jóhannsson, Get Well Soon, Sonic YouthWochenend-Walkman – 25. März 2022

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Jeden Freitag haben wir drei Platten für euch – zumeist drei Tipps, mindestens aber drei Meinungen. Nicht immer neu, doch immer die Erwähnung wert. Heute mit: Jóhann Jóhannsson, Get Well Soon und Sonic Youth.

Johann Johannsson Drone Mass Artwork

Jóhann Jóhannsson, ACME & Theatre Of Voices – Drone Mass

Thaddi: Ich bin wirklich kein Freund dieser Leichenfledderei. Das Werk von Jóhann Jóhannsson wird von seiner Plattenfirma weiter ausgeschlachtet. Immerhin ist „Drone Mass“ nichts „Liegengebliebenes“, sondern wurde neu eingespielt. Von Menschen, denen ich vertraue. Und ja, das Album ist toll. Das Werk wurde 2015 in New York uraufgeführt. „Drone Mass“ ist eine Auftragsarbeit des ACME, des American Contemporary Music Ensemble. Paul Hillier dirigiert. Theatre Of Voices singen und ACME spielt. Als erklärter Fan von Hillier und all seiner Arbeit in und mit der zeitgenössischen und vor allem klassischen Vokalmusik, fühle ich mich hier sofort gut und richtig aufgehoben. Es mag den Vorgaben Jóhannssons von 2015 geschuldet sein, dass dieses Album dann eben doch besonders ist und klingt, mit epischen Weiten, krisselnden Flächen, deren Ursprung sich selbst ansatzweise erraten lässt, dann wieder trocken und konkret, voller Schönheit. In die Jahreszeit passt dieses Album nicht, wohl aber ins Herz.

get well soon

Get Well Soon – Amen

Jan-Peter: Get Well Soon, Amen: ist ja eigentlich ein Micdrop. Was soll man denn noch mehr sagen? Passt ziemlich in die Zeiten. Konstantin Groppers neues Album, Nummer sechs, geht mir gut rein. Tut mir gut. Weil auch gerade well getten muss vermutlich. Die Stimme, die mich immer ein bisschen an Bowie und an die Tindersticks zugleich erinnert. Die konsequent poppige und positive Grundstimmung. Die elegischen Ausflüge, der Mut zum Theatralischen, dann wieder das ganz-bei-sich-sein. „Our Best Hope“, „I Love Humans“: Ein philanthroper Gegenentwurf zum Vorgänger „The Horror“. Und dann greift Gropper in „My Home Is My Heart“ auch noch „It's A Sin“ von den Boys auf, ich bin für den Moment befriedet.

Sonic Youth In Out in

Sonic Youth – In/Out/In

Ji-Hun: Dass Sonic Youth sich 2011 aufgelöst haben fühlt sich wie eine Ewigkeit an und es ist letztendlich auch eine. Wir reden immerhin von elf Jahren, da haben Menschen noch Musik auf iPods gehört, die Katastrophe von Fukushima, arabischer Frühling. Klingt alles sehr weit weg. Nun erscheint ein neues Album von Sonic Youth „In/Out/In“, das kein Comeback-Album ist, sondern, man kann es sich denken, aus alten Aufnahmen entstand. Fünf ausufernde meist instrumentale Songs gibt es auf dem neuen Langspieler. Alle wurden zwischen 2000 und 2010 aufgenommen. Das hat durchaus etwas von Sessions und Jams, aber es verwässert nicht. Ganz im Gegenteil. Man spürt in den Tracks die Dynamik und die einmalige Sprache der Band. Man fühlt sich Sonic Youth während dieser 44-minütigen Reise irgendwie wieder sehr nahe und das ist in der Tat schonmal ein verwirrend gutes Gefühl. Ich merke wieder erst, was für ein großer Fan ich wohl bin.

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