Yotaphone 2 - Das Handy mit zwei DisplaysDinge Design müssen - Teil 17
4.12.2014 • Technik & Wissen – Text: Thaddeus HerrmannIst es nicht eine unerträgliche Verschwendung, dass unsere Smartphones auf der Rückseite außer eben dieser Rückseite nichts zu bieten haben? Yota, eine russische Firma, hatte vor einigen Jahren die vielleicht zündende Idee: ein Smartphone, zwei Displays. Vorne in Farbe, so wie man es von Handys kennt, hinten in schwarz-weiß, wie zum Beispiel auf den Lesegeräten für Ebooks. Gestern wurde die zweite Version des Yotaphone in London vorgestellt. Und langsam wird klar, was das eigentlich soll.
Die Technik kann manchmal nicht mit unserem Leben mithalten. Stichwort Telefon, Stichwort Akku, Stichwort 5 Prozent, roter Balken. Stichwort: Panik. Die, die so gut wie alles über ihr Smartphone abwickeln, brauchen starke Nerven, eine extra Batterie oder vielleicht einfach mal einen Perspektivwechsel. Der von Yota ist an sich schon so crazy, dass sich ein Blick auf jeden Fall lohnt.
Das Yotaphone 2 ist zunächst ein ganz normales Handy. Mit einem amtlichen 5"-Display, Android als Betriebssystem, zwei Kameras und so weiter. Wirklich ok, aber auch wirklich nichts Besonderes, eher im Gegenteil. Auch der verbaute Akku ist Meterware und nicht mal besonders leistungsstark. Muss er auch gar nicht sein, denn das Yotaphone 2 ist ein Energiespar-Experte. Wegen des zweiten Displays auf der Rückseite. Das ist ein E-Ink-Screen, etwa so wie beim Kindle oder anderen Ebook-Lesern. Schwarz-weiß, ja, relativ träge, aber eben auch unfassbar genügsam. Und genau dieses Display, geht es nach den Mitarbeitern von Yota, soll nicht nur als second screen ab und an verwendet werden, sondern eigentlich einen Großteil eures Smartphone-Tagesgeschäfts abwickeln. Und euch die mother of all worries unseres digitalen Alltags nehmen. Wo zur Hölle ist die nächste Steckdose?
Diese Idee trägt Yota, eine nicht mehr ganz so kleine Firma aus Moskau, schon länger mit sich herum. Im letzten Jahr gab es bereits ein Yotaphone. Auch in Deutschland. Das funktionierte nach dem gleichen Prinzip, konnte aber viele Versprechen nicht einlösen. Und floppte zurecht fürchterlich.
Die Idee war ganz einfach. Wenn die Batterie meines Telefons nicht mehr lange hält, dann schiebe ich mir Inhalte, die ich dringend brauche, einfach auf das E-Ink-Display. Adressen, Telefonnummern, ein Karten-Ausschnitt. Das Problem war: Es funktionierte nicht gescheit, war kompliziert und nutzte vor allem nicht die Chancen, die so ein monochromes Display bietet. Nein, Ebooks von Amazon zum Beispiel, ließen sich auf dem letztjährigen Telefon leider nicht in schwarz-weiß lesen. Genau das wird mit der neuen Generation anders.
Zunächst lässt sich das E-Ink-Display umfangreich personalisieren. Was dort gezeigt wird, muss nicht statisch sein. E-Mail, Twitter, Facebook: Benachrichtigungen aller Art lassen sich dort anzeigen. Das sieht übrigens sehr, sehr slick aus. Wer dieses Display ausschließlich nutzt, hat plötzlich ein Smartphone, dessen Batterie fünf volle Tage durchhalten soll.
Wichtiger aber: Die gesamte Android-Oberfläche kann mit einem Knopfdruck auf dem E-Ink-Display gespiegelt werden. Das ist zwar nur mäßig sinnvoll, wenn es ums Browsen oder Zocken geht, heißt aber, dass auch die Ebooks von Amazon plötzlich auf diesem Display laufen. Das Yotaphone 2 ist also vorne ein Smartphone, hinten ein E-Reader. Zum Beispiel. Das ist zwar einerseits nur ein weiteres Kapitel der ewigen Konvergenz-Geschichte. Andererseits aber auch ziemlich geil.
Weniger geil ist die Tatsache, dass Yota 700 Euro für diese Idee aufruft. Also so viel wie Apple für ein iPhone oder Samsung für ein HighEnd-Galaxy haben will. Ein Preis, der nicht wirklich vermittelbar ist, jegliche Energie sollte Yota in die Vermittlung des neuen Benutzungsparadigma investieren. Denn ob das alles wirklich so praktisch ist, bleibt abzuwarten, bzw. muss ausprobiert werden. Über einen längeren Zeitraum. Erst dann entscheidet sich, ob ein Schwarz-Weiß-Bildschirm auf dem Telefon uns wirklich weiterhilft. Yota setzt voll und ganz auf das monochrome Info-Display. Vielleicht ein bisschen zu sehr. Ob das alles so beim Endkunden ankommen wird? Vielleicht sagt der oder die im Mediamarkt auch einfach nur: „Versteh' ich nicht.“