Review: Apple iPhone 14 ProLet’s Push Things Forward

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48 Megapixel. Dynamic Island. Satelliten-Notruf. Auf Wunsch in Dunkellila: Mit dem iPhone 14 Pro drückt Apple mal wieder einiges nach vorn. Schritt für Schritt und nicht, ohne dabei manchmal über sich selbst zu stolpern. Macht nichts, findet Thaddeus Herrmann.

Wir starten wie immer mit Musik. Meine Güte, war Mike Skinner mal jung. Das iPhone auch.

Die Notch ist Geschichte.

Dieser Sager dürfte an den Menschen in Apples Marketing-Abteilung abprallen. Zumindest offiziell. Denn tatsächlich hatte man der Auskerbung am oberen Bildschirmrand, die seit dem iPhone X von 2017 zur grundlegenden Designsprache der iPhones gehört, nie einen Namen gegeben. Und ihr stattdessen höchstens eine Umschreibung verpasst, wenn es sich denn in der Dokumentation, den FAQs und weiteren Support-Artikeln einfach nicht vermeiden ließ. Dass in den Jahren nach 2017 der Markt der Android-Telefone mit Geräten geflutet wurde, die genau dieses Design kopierten – auch wenn es technisch dafür keinerlei Gründe gab – kam im Caffè Macs in Cupertino bestimmt gut an. Anders als bei anderen Herstellern konnte man sich bei Apple entspannt zurücklehnen. Der eingeschnittene Bildschirm war vielleicht zunächst für die Kund:innen irritierend, hatte aber einen Sinn: Denn die in der Aussparung untergebrachten Kameras machten nicht nur Selfies, sondern entsperrten mit FaceID auch das Telefon. Pin und Fingerabdruck gehörten fortan der Vergangenheit an. Und das hierfür verwendete biometrische Verfahren war und ist sicher. Nicht ganz unwichtig in unserem App-getriebenen digitalen Alltag. Erkennt einen mit und ohne Brille, bei Tag und bei Nacht, auch schicke Shades führen zu keiner Irritation. Nur seit der Maskenpflicht müssen bestimmte Einschränkungen bei der Sicherheit hingenommen werden, wenn man die denn akzeptiert. Zu verschmerzen, gerade vor dem Hintergrund, dass es auch fünf Jahre später – 2022 – im Android-Lager immer noch nicht wirklich auf breiter Front vorangegangen ist mit der sicheren Telefon-Entsperrung per Gesichtserkennung.

iPhone 13 Pro mit Notch und iPhone 14 Pro mit Dynamic Island im Vergleich

Links: das iPhone 13 Pro mit klassischer Notch. Rechts: das 14 Pro mit Dynamic Island

Diese Notch also war dann aber doch ganz schon groß und mächtig. Bei Apple kümmerte man sich in den vergangenen fünf Jahren darum, sie Schritt für Schritt zu verkleinern. Das gelang zwar, der große Aha-Effekt blieb dabei jedoch aus. Vielleicht hat das auch damit zu tun, dass User:innen die schwarz bleibende Halfpipe am oberen Display-Rand ihrer Telefone im Kopf einfach ausblendeten, bzw. als Konstante beim Blick in die digitale Welt akzeptierten. Da oben, da fehlt halt was. Das ist okay, weil so kann ich mich bei der Sparkasse einloggen. Und vor allem bei den Dienstleistenden, bei denen ich Geld ausgeben kann.

Dem iPhone per se fehlt schon seit einigen Generationen das „Wow“ – wie allen anderen Telefonen auch.

Natürlich haben alle Unternehmen, die Smartphones herstellen, das gleiche Ziel – auch Apple: ein Display. Ohne Aussparungen für Kameras jeglicher Art, einfach nur Screen. Das ist jedoch nicht so einfach. Kameras, die unter dem Display sitzen, gibt es zwar, liefern aber noch längst nicht die gewünschten Foto-Ergebnisse. Die mittlerweile übliche Antwort der Design-Teams? Das Punch-Hole, eine kleine Stanze um die Selfie-Kamera herum. Super Idee, für FaceID nur leider nicht praktikabel: Die biometrischen Features benötigen einfach mehr Platz. Aber: Immer so weiter wie bisher – seit 2017 – ist halt auch keine Lösung. Müssen uns doch mal wieder auf den Hosenboden setzen, uns neu erfinden. Storytelling! Und tatsächlich ist den Designer:innen und Entwickler:innen im Apple Park eine feine Lösung eingefallen. Die nicht hätte sein müssen – null. Aber dem iPhone per se fehlt schon seit einigen Generationen das Wow, wie allen anderen Telefonen auch. Das spricht eigentlich für die generelle Qualität, den Wissensstand und Status Quo, ist aber natürlich für eine Company wie Apple nicht akzeptabel. Der Kick, die Überwältigung … es zeigt sich, dass die iPhones 14 Pro und 14 Pro Max vor allem den Spieltrieb von Nerds begeistern dürften. Mit der „Dynamic Island“, einem Punch-Hole auf Steroiden.

Die Dynamic Island des iPhone 14 Pro

Hoffentlich gut zu erkennen: das Kamera-Array des iPhone 14 Pro inmitten vieler dunkler Pixel

Das iPhone wird am 9. November 15 Jahre alt. Nicht global, in Deutschland aber schon. Damals, am 9. November 2007, stellte die Telekom als alleiniger Partner von Apple das Smartphone in die Schaufenster. Ich erinnere diesen Tag noch gut. Ich lief mit meinem BlackBerry in einen T-Punkt (ich bin mir ziemlich sicher, dass die Telekom-Läden damals noch so hießen), bekam einen O-Saft, wechselte meinen Vertrag und ging mit mehreren hundert Euro weniger auf dem Konto und einem neuen Telefon nach Hause. Wirklich leisten konnte ich mir das damals nicht, eher im Gegenteil. Ich hatte aber Bock auch dieses Versprechen einer besseren Digitalität. Auch wenn dieses Telefon noch immer bei mir in der Schublade liegt und immer noch angeht, sich mit der Welt da draußen verbinden will: Lange dauerte diese vermeintliche Liebesbeziehung nicht. Ich erinnere gut einen Moment ein paar Jahre später, als ich – wieder mit einem BlackBerry – vor einem Hotel in London stand, nach einer iPod-Präsentation vor mich hinmailte. Business, Alter, ich hatte das schon ganz gut drauf mit diesem Plastik-Keyboard. Da kam jemand von Apple, guckte mich an, lächelte und sagte: Yo, falsches Telefon, oder? Ich antwortete: Nö, im Gegenteil, Prios! 2022 haben sich diese Prioritäten komplett geplättet bzw. umgedreht. E-Mail steht hinten an, und wir schützen uns ohnehin vor der ewigen Erreichbarkeit, dem erwarteten Immer-erreichbar-Sein. Geht doch weg, macht die Biege, fresst Silizium. Die einzige Chance, um in unserem kommunikativen Alltag zwischen Mail, Slack, Twitter, Trello, Google Sheets etc. einigermaßen normal zu bleiben, ist sich auf die kleinen Dinge zu fokussieren. Die oberflächlich betrachtet oft nur flüchtigen Features und Neuerungen der Smartphones, die wir trotz aller Versprechen uns selbst gegenüber immer noch viel zu oft in die Hand nehmen. Es mag arrogant und privilegiert klingen, stimmt aber: Während die Welt vor die Hunde geht, kann ich mich – muss ich mich vielleicht – an der „Dynamic Island“ des iPhone 14 Pro erfreuen. Reif für die Insel sind wir ja eh alle und für immer.

Ihr fragt euch vielleicht, worum es eigentlich geht und ob ich mal zum Punkt komme. Aber gerne doch. Aus den Apple-Laboren sind wie jedes Jahr auch in diesem Herbst neue iPhones rausgefallen – Generation 14. Die Modelle 14 und 14 Plus sind mehr als korrekte Smartphones, liegen in Sachen Innovation aber eher auf der Sonnenbank des Detox-Retreats der Entwickler:innen. Mit dem A15-Prozessor haben sie nicht mal einen neuen Chip bekommen. Das ist für Endkund:innen nicht von Bedeutung, aber schon ein Hinweis darauf, wie man bei Apple die Marge weiter optimiert, indem eine Produktionsstraße beim Fabbing-Partner TSMC einfach noch ein Jahr weiterläuft. Diese Telefone haben auch nach wie vor die bekannte Notch. Bei den beiden Pro-Modellen (also 14 Pro und 14 Pro Max) – letzteres mit größerem Display – hat es sich jedoch ausgenotcht. Die nötige Aussparung für das oben schon erklärte Kamerasystem wandert in den Bildschirm hinein. Und steht so für eine auf den ersten Blick gewöhnungsbedürftige Änderung der Designsprache einerseits und wie sich schnell herausstellt für einen gar nicht so lapidaren Paradigmenwechsel im GUI- und UX-Design. Denn die Pillen-artige Aussparung ist in der Tat dynamisch, zeigt mal klein, mal größer die unterschiedlichsten Informationen an, verbunden mit den cutesten Animationen, die nicht nur süß daherkommen, sondern für uns User:innen auch faktischen Mehrwert bringen – und jede Menge situationsbedingten delight. Auch wenn Apple in den vergangenen Jahren zum Vorzeige-Stealth-Bomber der Gewinnmaximierung wurde ... solche Details kann nur Cupertino. Und führt genau das fort, warum viele von uns vor ebenso vielen Jahren Windows den Rücken gekehrt und sich für ein freundlicheres Computing entschieden haben. Es sind eben oft die kleinen Dinge, fast schon flüchtige Momente, die uns daran erinnern, dass auch Excel freundlich lächeln kann, wenn es nur auf einer Plattform läuft, die genau das mitdenkt.

Garten-Breaker

So funktioniert die Dynamic Island

iPhone 14 Pro mit Musik-Animation in der Dynamic Island

In Apple Music läuft Musik. Zurück auf dem Homescreen wird das Artwork links angezeigt – farblich passend dazu die Wellenform rechts

iPhone 14 Pro mit vergrößerter Dynamic Island

Ein längerer Druck auf den Dynamic-Island-Bereich öffnet die Bedienung: Play, Pause, Skip, Scrub. Entschuldigt die Wasserschmiere. Nichts passiert.

iPhone 14 Pro mit aktivem Timer in der Dynamic Island

Echtzeit-Blick auf laufenden Timer in der Dynamic Island

iPhone 14 Pro mit aktivem Timer in der Dynamic Island bei laufender Musik

Laufender Time bei gleichzeitiger Musikwiedergabe. Wellenform weg, Zeit des Timers ebenso. Es dürfte spannend werden, wie parallel laufende Anzeigen in iOS zukünftig priorisiert werden.

Garten-Breaker

Die Entwickler:innen bei Apple haben die Aussparung für die Kameras so clever gestaltet und für das UX-Design adaptiert, dass sie einerseits – ähnlich der Notch – schon nach wenigen Minuten der Verwendung nicht mehr als störend oder irritierend auffällt und andererseits noch viel mehr Möglichkeiten bei zukünftigen Projekten und Integrationen eröffnet.

Wie funktioniert das also? Ein Beispiel. Ich starte einen Podcast – in meinem Fall in der App „Overcast“. Dank Background-Audio spielt dieser Podcast auch dann weiter, wenn ich mit dem Telefon andere Dinge mache, also die App verlasse. In diesem Moment habe ich faktisch aber keinerlei Kontrolle mehr über das, was gerade abgespielt wird. Ja, ich kann ins Kontrollzentrum wechseln und die Wiedergabe pausieren. Aber auch das kickt mich wieder aus etwaigen anderen Apps raus, in denen ich gerade Dinge erledige. Auftritt Dynamic Island, dank derer ich nun immer sehe, was gerade läuft, egal ob auf dem Homescreen oder in anderen Apps. Gezeigt wird mir dabei das Artwork des Podcasts (oder auch der Musik aus der entsprechenden App) und eine kleine Wellenform, farblich abgestimmt auf die Cover-Art und im Takt pulsend mit der Sprach- oder Beat-Melodie. Das klingt nach nichts, ich weiß. Ist aber faktisch ein visuelles Highlight, das enorm praktisch ist. Denn ein längerer Druck auf die Dynamic Island öffnet ein Interface für Play/Pause und Skip. Mit einem weiteren kurzen Druck lande ich schließlich in der App, aus der das Audio streamt. Und höre ich den Podcast beim Kochen und habe ich gleichzeitig einen Timer laufen, teilt sich die dynamische Insel in zwei Abschnitte und zeigt sowohl Audio als auch den Countdown.

Hier zeigt sich das Potenzial der Dynamic Island. Mal klein, mal größer, mal fett, mal subtil: Die Entwickler:innen bei Apple haben die Aussparung für die Kameras so clever gestaltet und für das UX-Design adaptiert, dass sie einerseits – ähnlich der Notch – schon nach wenigen Minuten der Verwendung nicht mehr als störend oder irritierend auffällt und andererseits noch viel mehr Möglichkeiten bei zukünftigen Projekten und Integrationen eröffnet. Natürlich sind hier die App-Entwickler:innen gefragt, dieses Versprechen einzulösen. Im schlimmsten Fall wird aus der Dynamic Island die nächste Touchbar. Wenn es aber gut läuft, könnte sich die Interaktion mit dem iPhone nachhaltig zum Besseren entwickeln. Mit den „Live Activities“ erscheint schon dieser Tage als Teil des Updates auf iOS 16.1 der nächste Schritt. Spielstände bei Sportveranstaltungen, Wartezeiten auf Taxis usw. können so von den entsprechenden Apps in Echtzeit an die Dynamic Island übergeben werden. Beide Szenarien finde ich persönlich wenig bis gar nicht spannend, aber wer weiß, was den Entwickler:innen noch so einfällt? Das dynamische Eiland ist tatsächlich eine Wette auf die Zukunft des Kollaborativen und der Transparenz. Ausgang offen. Ich freue mich einfach über die Animationen, die Liebe zum Detail, die Dynamik, das Verspielte. Mein iPhone wurde mir in den letzten Jahren immer fremder – egaler. Ein bisschen mehr quality time nehme ich gerne mit.

Das iPhone 14 Pro in dunkellila vor tiefrotem Herbstlaub

Point-and-shoot in deep

Neben diesem potenziellen Paradigmen-Wechsel bei der tagtäglichen Interaktion mit dem Apple-Phone haben die beiden Pro-Modelle der 14er-Generation zahlreiche weitere Neuerungen im Gepäck: konkret bei den Kameras und beim Display (abseits der Dynamic Island).

Schauen wir zunächst auf die Kameras. Stichwort Megapixel. Auskenner:innen wissen längst, dass mehr Megapixel nicht zwangsläufig bessere Fotos produzieren. Und doch war man bei Apple in den vergangenen Jahren beim iPhone erstaunlich konservativ. iPhone 14 (Plus) vs iPhone 14 Pro (Max) unterscheiden sich zunächst auch 2022 kategorisch im Setup – zwei vs. drei Objektive. Bei den Pro-Modellen kommt heuer aber ein neuer Hauptsensor zum Einsatz – mit 48 Megapixeln, also vier mal so viel wie noch im letzten Jahr. Klingt super, bringt das aber auch wirklich was? Abseits des langsam wirklich obszön dicken Kamera-Hügels?

iPhone 13 Pro vs iPhone 14 Pro Kamera Hügel

iPhone 14 Pro (links) und iPhone 13 pro (rechts) mit jeweils drei Kameras. Der „Hügel“ wird immer krasser. Hüllen helfen, lenken aber auch vom Problem ab.

Im Alltag eher nicht. Denn Fotos, die mit realen 48 Megapixeln aufgenommen werden, brauchen verdammt viel Platz im Speicher. Und der ist teuer, vor allem bei Apple. In der Werkseinstellung werden die Fotos also wieder auf zwölf Megapixel runtergerechnet, profitieren dabei vom zusätzlichen Licht auf dem Sensor. Lightroom-Expert:innen können sich freuen: Im ProRAW-Modus lassen sich tatsächlich auch 48MP-Fotos schießen, die sie dann in nächtelangen Sessions bearbeiten können. Denn: Im RAW-Modus trollt sich die KI und das ML an die Milchbar. Will sagen: Diese Fotos müssen bearbeitet werden, um gut auszusehen. Und damit sind praktisch alle Consumer:innen, vielleicht sogar alle Prosumer:innen raus. Dass ein Bild, das wir heute mit unseren Telefonen machen, wenig bis gar nichts mit der Realität des Motivs zu tun hat, ist bekannt. Wir verlassen uns aber gerne auf die Software-Tricks – und das ist ja auch okay. Die Ansätze der Smartphone-Hersteller sind dabei mitunter sehr verschieden, aber auch das haben Kund:innen mittlerweile verstanden. Samsung-Telefone wattieren, die Pixel von Google (die neue 7. Generation setzt auf genau das gleiche „Pixel-Binnig“, also das Runterrechnen von 48 auf 12 Megapixel) sind vergleichsweise nah dran an der Realität. Und Apple? Ich habe wenige bis gar keine Unterschiede feststellen können im Vergleich zum letztjährigen Telefon. Was mich hingegen freut und mich in meiner nie existenten bzw. fulminant an die Wand gefahrenen Fotografen-Laufbahn glücklich macht: der neue und überarbeitete zweifache optische Zoom mit 48mm-Brennweite. So komme ich noch besser an meinen Lieblingsbaum im Park ran, dessen Farbenspiel ich im Herbst immer ganz besonders beobachte.

Neue Möglichkeiten bietet auch die Selfie-Kamera, pardon: Die TrueDepth-Kamera. Dank Autofokus (betrifft alle 14er-Modelle) und einer neuen f/1.9-Blende werden die Bilder der vorderen Kamera nicht nur schärfer, sondern liefern auch bessere Ergebnisse bei ungünstigen Lichtverhältnissen. Seht es mir bitte nach, dass ich auf die weiteren Foto- und vor allem Video-Funktionen nicht weiter eingehe – das ist einfach nicht meine Expertise. Ich weiß, dass ich so die Erwartungen von vielen an diese Review nicht erfülle, ich bin aber nunmal kein Regisseur. Mit dem neuen „Action Mode“ im Video-Bereich verspricht man bei Apple noch bessere Bildstabilisierung bei schnellen Bewegungen.

So ist das eben. Bei einem Telefon interessieren uns ganz individuell andere Dinge, die letztendlich zum Kauf führen, bzw. für dafür entscheidend sind. Kommen wir nochmal auf das Display zu sprechen.

Always on, immer druff

Die Displays der iPhones 14 sind auf Wunsch always on. Konkret bedeutet das: Auch nachdem die Telefone in den Stand-by-Modus gegangen sind, werden auf den Bildschirmen immer noch Informationen angezeigt. Bis zum letztjährigen iPhone 13 aktivierte ein Hochheben des Smartphones oder ein Antippen des Bildschirms die Pixelpracht – für Uhrzeit oder etwaige Benachrichtigungen. 2022 entfallen diese proaktiven Gesten der gewünschten Kontaktaufnahme. Android-User:innen können an dieser Stelle herzlich lachen – viele Telefone mit Googles Betriebssystem verfügen schon seit dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 über dieses Feature.

Die Mechanik ist ganz einfach: Dank OLED-Display (nur die Pixel verbrauchen Strom, die auch etwas anzeigen) ist es technisch schon seit Jahren kein Problem, grundlegende Infos wie Datum, Uhrzeit und Wetter auf einem eigentlich abgeschaltetem Bildschirm anzuzeigen. Bei Apple wollte man das bislang nicht implementieren. Vielleicht bzw. wahrscheinlich, weil man eine andere Herangehensweise im Kopf hatte. Schwarzweiß? Langweilig. Wie wäre es vielmehr, wenn der Farbraum erhalten bliebe, nur eben ein wenig gedimmt? Das Ergebnis führte in den ersten Tagen nach der Auslieferung der neuen Modelle zu überraschend deutlicher Irritation: zu hell, zu verwirrend, zu unklar der Aggregatzustand zwischen ein und aus.

Ich kann sagen: Mich stört mich überhaupt nicht, es gefällt mir sogar ganz gut. Auch wenn ich konstatieren muss, dass der Akku des iPhone 14 Pro wenig begeistert zu sein scheint, doch dazu später mehr. Bestimmte Dinge immer im Blick zu haben, ohne das Telefon hochheben oder antippen zu müssen, ist Mehrwert im Alltag. Natürlich wusste ich das schon vorher, und ich konnte auch gut ohne leben. Es ist vielmehr – ähnlich wie die Dynamic Island – ein kleines Quäntchen zusätzliches delight. Und lieber Leser:innen: Ihr könnt euch überhaupt nicht vorstellen, wie sehr diese kleinen Dinge dazu beitragen, dass ich aktuell durch den Alltag komme.

iPhone 14 Pro mit Always On Display

Ist das an oder aus?

Nicht so gut

Nach ein paar wenigen Wochen mit dem iPhone 14 Pro gibt es auch Dinge, die mich etwas ratlos hinterlassen. Zum Beispiel die Akkulaufzeit. Die ist so lala. Mir geht das Teil nicht um 16 Uhr aus – don’t get me wrong. Die Batterie entlädt sich aber doch spürbar schneller als beim Vorgängermodell, dem 13 Pro. Das kann mit iOS 16 zu tun haben, dem Always-On-Display, oder neuen Mini-Features, zu Beispiel dem haptischen Feedback beim Tippen von Mails, Nachrichten, etc. Was ich natürlich sofort eingeschaltet habe – noch so ein delight. Aber: Das iPhone-Jahr ist noch jung und das 14 Pro liegt bei der vom Hersteller versprochenen Akku-Power eh nur im Mittelfeld des 2022/23er-Lineups. Ich halte also mal meine Klappe – hoffe aber gleichzeitig, dass eines der noch vielen zu erwartenden iOS16-Updates hier ein bisschen nachbessern wird.

Always originate, never pirate

Entschuldigt den mitunter etwas schnoddrigen Ton dieser Review. Wer meine nun fast 20 Jahre im Tech-Review-Business latent mitverfolgt hat, weiß, warum ich an diesem Punkt mit dieser Haltung angelangt bin. Ich versuche einzuordnen, Kontext zu bieten und mich dabei auch von den 08/15-Besprechungen abzugrenzen. Weil: Die braucht einfach niemand. Und die wirklich tollen Besprechungen sind so nischig und nerdy, dass ich vor Begeisterung zwar mit dem Augen rolle, gleichzeitig aber genau weiß, dass ich das so nie leisten könnte und wollte und solche Texte hier bei uns auch fehl am Platz wären. Wir sind Natives, wir kennen uns aus, machen das, was wir wollen und müssen, holen das Beste aus unserer Hardware heraus. Wir sind auf dem Stand, brauchen nicht jedes Jahr ein neues Device. Weil: Wir sind super, in dem was wir tun. Technologie unterstützt uns dabei, voranzukommen. Das neue iPhone 14 Pro ist super, aber nicht essenziell dafür. Wie kein Stück Technik essenziell für irgendetwas ist. Also: weitermachen.

PS: Die neue Farbe Dunkellila ist wunderschön ❤️.
PPS: Der Satelliten-Notruf startet im November in den USA und Kanada. DE und/oder EU? Unklar.

iPhone 14 pro

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