Jeden Freitag haben wir drei Platten für euch – zumeist drei Tipps, mindestens aber drei Meinungen. Nicht immer neu, doch immer die Erwähnung wert. Heute mit: µ-Ziq & Mrs Jyn, Black Country, New Road und Pan•American.
µ-Ziq & Mrs Jynx – Secret Garden
Thaddi: „Secret Garden“ klingt ein wenig so, als seien die Tracks aus der Zeit gefallen. Das ist natürlich absurd, gerade aus meinem Munde, der seine ästhetischen Anknüpfungspunkte an die elektronische Musik in den 1980-er- 1990er-Jahren fand und von denen auch nicht abrücken will: siehe letzte Woche. Die gemeinsamen Tracks von µ-Ziq und Mrs Jynx (Hannah Davidson) sind zucker-sweet und erfüllen mich mit großer Freude. Keine Ecken, keine Kanten – stattdessen fokussiert auf die Electronica längst vergangener Tage, fest verankert im Glauben an den in Detroit verankerten britischen Sound, der die Insel einst so hell strahlen ließ. Und – Bonus –: Wer kann bei Track-Titeln wie „The Ballad Of Darth Vader“ schon widerstehen? Ich nicht. Und der zweite Bonus: Musikalisch hat das hier wenig zu tun mit dem Sound, den Paradinas Mitte der 90er mit seinen Alben „Bluff Limbo“ und „Tango N' Vectif“ geprägt hat, auch wenn natürlich ein referenzieller Zusammenhang besteht. Eigentlich klingt das hier eher so, als wäre Techno 30 Jahre früher erfunden worden, uns die Technologie Jahrzehnte früher als Stichwortgeber begleitet und Nick Drake statt Gitarre einen Prophet 5 gespielt hätte.
Black Country, New Road – Ants From Up There
Ji-Hun: Vor ziemlich genau einem Jahr erschien das erste Album der Londoner Band Black Country, New Road „For The First Time“ und es hat mich tief beeindruckt. Zwölf Monate später erscheint schon der Nachfolger „Ants From Up There“ und es ist alles andere als etwas mit der heißen Nadel Gestricktes sondern eine konsequente Weiterentwicklung, eine Verbesserung und Fokussierung des vielseitigen Ensembles. „Ants From Up There“ stieg sogar auf Platz 3 der britischen Charts und eigentlich sollte der Durchbruch nun vollends gelingen. Die Band unkte mal, dass sie so etwas wie die neuen Arcade Fire werden wollen und der Vergleich ist nicht ganz weit hergeholt. Nur dass Black Country, New Road fast noch virtuoser, detaillierter sind als die Kanadier. Nun ist aber Sänger und Gitarrist Isaac Wood kürzlich überraschend ausgestiegen, was für die Neufindung der Band schwer sein dürfte. Aber die aufgenommene Musik bleibt erstmal. Zwei große Alben wurden geschafft. Die bleiben. Unter Umständen auch für die Ewigkeit.
Pan•American – The Patience Fader
Jan-Peter: Wie macht man in Pages diesen Punkt zwischen die beiden Wörter? Egal, rauskopieren. Also: Pan•American ist Mark Nelson, Gitarrist und Sänger der Drone-Rocker Labradford, es ist sein neuntes Solo-Album und es heißt The Patience Fader. Ein vornehmlich aus der gezupften Gitarre, aber auch aus Mundharmonika und Lap Steel plus ordentlich Nachbearbeitung erzeugter, meditativer Minimalismus ohne Gesang, irgendwo zwischen Klimek, Martyn Heyne und den High Llamas. Aus einem Guss das Ganze, was man eventuell irgendwann etwas eintönig empfinden könnte, aber nicht bei diesen kurzen 40 Minuten. Ein schönes akustisches Kleinod.