Wochenend-WalkmanDiesmal mit Washed Out, Laurel Halo und Max Richter

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Drei Alben, drei Tipps, drei Meinungen. In unserer samstäglichen Filter-Kolumne wirft die Redaktion Musik in die Runde, die erwähnenswert ist. Weil sie neu ist, plötzlich wieder relevant, gerade entdeckt oder nie vergessen.

Washed Out Mister Mellow Cover

Washed Out – Mister Mellow

Ji-Hun: Es macht irgendwie Sinn, dass Washed Out bei der Qualitätsinstanz Stones Throw untergekommen ist. Ernest Green hat vier Jahre lang keine Platte mehr herausgebracht und tobt sich nun mit „Mister Mellow“ einmal so richtig aus. „Mister Mellow“ ist nicht nur ein Album. Es gibt parallel dazu ein Visual Album, das er gemeinsam mit elf unterschiedlichen Videokünstlern produziert hat. Eine äußerst geschmeidige, psychedelische und rau-vintage klingende Angelegenheit mit superben Beats ist das geworden, bei dem die hochklassige und kreative Visualisierung weitaus mehr ist als nur lasche Videotapete. Lässt sich großartig anhören wie auch anschauen. Eine kleine sonnige Sensation gegen die Regenmassen der vergangenen Tage.

Album bei iTunes

Laurel Halo Dust Walkman Juli 2017

Laurel Halo - Dust

Benedikt: Platten von Laurel Halo brauchen bei mir grundsätzlich mehrere Anläufe, schätze da bin ich nicht allein. Bei „Dust“ lohnen sich diese Anläufe. Ist die Tür erst aufgeschlossen, entpuppt sich Inneres als eine völlig andere Welt, in der Musik anderen, eigenen Regeln zu folgen scheint und gleichzeitig Bekanntes referenziert. Diese Welt klingt weder bunt noch grau, nicht laut, nicht leise – aber doch auf kühle Art wunderschön. Es ist die Fortführung eines mit dem Debüt eingeschlagenen, musikalischen Weges, der vom technoiden zweiten Album („Chance of Rain“) scheinbar nur unterbrochen wurde. Auf der anderen Seite – und das macht den hier geschilderten Eindruck vielleicht völlig bizarr – war Laurel Halo dem Pop nie näher. Aber Pop bleibt ein eher abstraktes, fragiles Konstrukt, wird getragen von digital verwaschenen Vocals, während die für Laurel Halo typischen Dissonanzen, Broken Beats und permanente Asymmetrie fortlaufend daran rütteln. Erst im Laufe der Playtime werden einem die Vielschichtigkeit und der Abwechslungsreichtum bewusst. Die haben sicher auch die zahlreichen Gastmusiker zu verantworten, die Laurel Halo erstmalig so stark an einem Album hat mitwirken lassen. Julia Holter, der Produzent Klein aus UK, der Noise Rocker Craig Clouse, Eli Keslzer an den Percussions. Und dann ist da noch Lafawndah, Produzentin und Sängerin und definitiv mal einen genaueren Blick wert. Kurzum: Laurel Halos bisher beste Platte.

Album bei iTunes

Max Richter Behind The Counter Artwork

V/A – Behind The Counter With Max Richter

Thaddeus: Der Rough-Trade-Laden in London startet mit „Behind The Counter“ eine neue Compilation-Serie, die gleichzeitig Mixtape sein soll. Die Idee: Musiker hängen im Laden rum, suchen und ziehen Platten und machen daraus dann einen Mix. In Max Richters Fall ist so gleich eine Doppel-CD entstanden. Wer das Vinyl kauft, bekommt die Stücke ungemixt und einen Download-Gutschein für die Mischung. Die fällt bei Richter, wie nicht anders zu erwarten, eher moderat aus, was aber überhaupt nicht schlimm ist. Ein Mixtape muss ja nicht gemixt sein. Von Aphex Twin bis Johann Sebastian Bach ist hier zu ziemlich alles dabei, was nicht zusammenpasst: Mogwai, Rachmaninoff, Philip Glass, Godspeed You! Black Emperor, Schubert, Kaitlyn Aurelia Smith und natürlich Stücke von Richter selbst. Eine vornehmlich stille Reise, die dabei gar nicht einlullend und schläfrig wirkt, sondern vielmehr eine erneute Erinnerung daran ist, dass es da draußen noch so viel Neues zu entdecken gibt, auch wenn es eigentlich alt ist. Aus der „Behind The Counter“-Serie könnte was werden.

Kurzfilm: „Détour“ von Michel GondryFahrrad sucht Kind, Kind sucht Fahrrad

Leseliste 02. Juli 2017 – andere Medien, andere ThemenFisch-Pflaster, Aus für Kalanick, Ende des Sozialstaats und Gastronomie in den USA