Jeden Samstag haben wir drei Platten für euch – zumeist drei Tipps, mindestens aber drei Meinungen. Brandneu, wieder entdeckt oder aus der Geschichtskiste ausgebuddelt. Heute mit The 7th Plain, трип und Benoît Pioulard.
The 7th Plain - Chronicles
Benedikt: 2016 hat Luke Slater zum ersten Mal für Ostgut Tons Ableger A-Ton das Archiv seines Schaffen als The 7th Plain geöffnet. Nach Chronicles I erschienen nun im Dezember Teil zwei und drei, plus die 6LP-Vinylbox Chronicles I-III. Damit scheint die Trilogie komplettiert, was schade ist, denn Luke Slater dürfte gern ein oder zwei weitere Male in den Kellerschränken wühlen. Einige Tracks sind bislang unveröffentlicht, andere hat man aus ihren einstigen Releases herausgeschnitten und hier eingefügt. Entsprechend divers und unzusammenhängend kommt die Sammlung daher, auch wenn des Künstlers eigene Feder hier unverkennbar ist. Zwischen Detroit Techno und IDM bleibt viel zu entdecken. Manches LoFi, kaum zu Ende arrangiert, manches überraschend shiny, präzise und ausdefiniert. Das Release dürfte manchen Vinyl-Liebhaber beglücken.
трип – Happy New Year! We Wish You Happiness
Ji-Hun: Womit fängt man ein Jahr an, auf das man sich vielleicht gar nicht so freut? Was macht die Musikindustrie eigentlich so zwischen den Jahren? Und wieso gibt es jedes Jahr dutzende Weihnachtsalben, aber kaum etwas für das neue Jahr. Das Label трип von Nina Kraviz hat da offenbar eine Nische entdeckt und diese Compilation veröffentlicht mit dem einfachen wie irgendwie herzlichen Titel: „Happy New Year! We Wish You Happiness“. Acht Tracks, die jedoch weder besinnlich noch besonders happy sind. Aber das war Nina Kraviz’ Output ja selten. Hier finden sich Produktionen von Newcomern und Label-Artists wie Buttechno, Carlota, PTU, Vladimir Dubyshkin und Snazzy. Ein grundsolider, noisiger Techno-Sampler. Gebrochene Konstanz als vermeintlich prophetische Dancefloor-Doktrin.
Benoît Pioulard – Slow Spark, Soft Spoke
Thaddeus: Es wäre schön gewesen, wäre die Welt, die sich kurz vor Weihnachten so wunderbar hingelegt hatte, einfach nicht wieder aufgestanden. Einige Träume kehren eben regelmäßig wieder. Zwischen den Jahren liefen nur ganz wenige Platten bei mir. Und auch nur solche, die die Stille nicht aufbrechen, sondern sich vielmehr in sie einpassen. Die das Gefühl, mental eingeschneit zu sein, noch zuspitzen, gleichzeitig aber so wenig wollen, dass man ein paar wenige Tracks in der Schlaufe immer und immer wieder hören kann und einem die Wiederholung gar nicht auffällt. Benoît Pioulard ist einer der wenigen Musiker, die das aus dem Effeff beherrschen. Für welche Platte man sich dabei entscheidet, ist eigentlich fast egal – auf „Repeat All“ drückte ich aber schließlich bei diesem Mini-Album von 2017. Sechs Stücke, die einfach nur durch die Zeit gleiten, ab und an eine neue Harmonie vom Baum pflücken, kurz daran knabbern und weiterziehen. Pioulard kennt sich aus mit wehender Sanftheit aus prozessierten Gitarren und synthetischen Tupfern aus der RGB-Palette. Wie Sternenstaub flogen die durchs Zimmer und das offene Fenster hinunter auf die leere Straße, wo sie erschöpft liegenblieben. Die Musik von Pioulard ist wie ein gutes Antibiotikum. Gegen alles Feindliche.