Jeden Samstag haben wir drei Platten für euch – zumeist drei Tipps, mindestens aber drei Meinungen. Nicht immer neu, doch immer die Erwähnung wert. Heute mit Synkro, Holly Herndon und Kedr Livanskiy.
Synkro – Images
Thaddeus: Es ist viereinhalb Jahre her, seit Synkro sein Debüt-Album veröffentlicht hat. Natürlich war der Brite weder davor noch danach untätig – aber Alben sind eben Alben und da ist man dann doch immer besonders stolz drauf. Kann Joe McBride auch dieses Mal sein. Im Info steht allerhand Quatsch: über New Age, Japan und analoge Synthesizer. Muss man nicht wissen. Denn eigentlich bastelt sich Synkro auf „Images“ nur sein eigenes Best-of Electronica hin, das in den Arpeggios ein bisschen an Bochum Welt erinnert, im Bass an Arovane und in den Melodien an ihn selbst. Herrlich weit, herrlich fluffig und bis zum Horizont unglaublich grün. Es wirkt weniger trackig, sondern vielmehr wie ein von A-Z durchgeplantes Herzensprojekt, ein kleiner Sockel, auf dem später mal sein Denkmal errichtet werden wird. Klar und kraftvoll stellt McBride einen Killer nach dem nächsten hin, immer sanft verpackt in einen epochal hallenden Nebel der Erinnerung. Das ist schon sehr, sehr gut – nicht nur für all diejenigen, die den Beginn dieses Sounds damals live miterlebt haben.
Holly Herndon – PROTO
Ji-Hun: Zum ersten Mal erlebte ich die Künstliche Intelligenz Spawn beim ISM Hexadome im vergangenen Jahr. Spawn ist die gemeinsame Idee von Holly Herndon und ihrem Partner Mat Dryhurst. Bei der Hexadome-Performance wurde die KI noch von den Zuschauern im Bereich Gesang trainiert. Seitdem soll Spawn eine Art Mitbewohner von Herndon und Dryhurst in ihrer Berliner Wohnung geworden sein und ständig wurde die KI weiterentwickelt – sie hat quasi ein eigenes Leben, einen eigenen Charakter entwickelt. Eine eigenartige wie spannende Vorstellung. Spawn ist eines der zentralen Elemente von Holly Herndons neuem Album „PROTO“. Herndon arbeitet hier viel mit Vocals, abstrakten Arrangements und eben jener KI als Instrument, von der man noch gar nicht richtig einordnen kann, was sie eigentlich genau macht. Aber genau das macht den Reiz dieser Produktion aus. Ein maschinistischer, transzendenter Gospel, der die Quellen von Sound auflöst und hinterfragt. Welche Message kann ein Algorithmus haben und geht das überhaupt?
Kedr Livanskiy – Your Need
Benedikt: Eigentlich klingt mir die Produktion des zweiten Albums der Moskauer Künstlerin Kedr Livanskiy etwas flach. Eigentlich sind mir diese Basslines und rollenden Drum-Patterns, ob Breakbeat-Anleihe oder nicht, schon zu oft durchexerziert. Insbesondere in der jüngeren Vergangenheit. Und doch ist da diese Faszination. Und stellt sich immer genau dann ein, wenn die Stimme Livanskiys erklingt. Egal ob direkt ins Mikro oder nach Sampling, Slicing und ordentlicher Hall-Auflage komplett durchprozessiert. Immer dann ist man schon fast wieder ein bisschen traurig, dass nicht ein einziger Track, nicht einmal die Quasi-Rave-Anthem „Ivan Kupala“, die Vier-Minuten-Marke knackt und kaum entfaltet schon wieder verklingt. Naja, dann wird ganz schlicht nochmal von vorn gehört. Ist ja kein Dancefloor hier.