Wochenend-WalkmanDiesmal mit Spirit Fest, Golden Teacher und Pop Ambient 2018

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Drei Alben, drei Tipps, drei Meinungen. In unserer samstäglichen Filter-Kolumne wirft die Redaktion Musik in die Runde, die erwähnenswert ist. Weil sie neu ist, plötzlich wieder relevant, gerade entdeckt oder nie vergessen.

Spirit Fest Cover WW18112017

Spirit Fest – Spirit Fest

Ji-Hun: Das japanische Indie-Folk-Duo Tenniscoats ist für Freunde des detaillierten, impressionistischen, minimalistischen und luzid-süßen Songwritings eine bekannte Größe. Man fragt sich immer, wie diese besondere Ästhetik, diese einzigartige Stimmung ausgerechnet in Japan so besonders gut gelingt. Shugo Tokumaru, Cornelius – Ich mag diesen Stil ja ausgesprochen gerne. Nun haben Tenniscoats mit Markus Acher von The Notwist, Jam Money und Joashino ein gemeinsames Album aufgenommen. Das war im Winter 2016 in München. Zwei Wochen lang gemeinsam frühstücken, über den Weihnachtsmarkt spazieren, tagsüber im kleinen Heimstudio Lieder schreiben und aufnehmen. Eine außergewöhnliche Perle ist hierbei entstanden. Die Schnittstelle der beteiligten Künstler wurde liebevoll ausgelotet und die skizzenhaften, aber dennoch perfekt arrangierten Songs machen ihre Sache ausgezeichnet. Spirit Fest spielen im nächsten Jahr eine gemeinsame Tour, was man sich unbedingt merken sollte. Wenn interkontinentale Pop-Kollaborationen nur immer so gut wären.

Album bei Bandcamp

Golden Teacher No Luscious Life Walkman 20171118

Golden Teacher – No Luscious Life

Benedikt: Eine Band, die sich nach einer der bekanntesten Magic-Mushroom-Sorten benennt, muss ja irgendwie bunt klingen. Und ein bisschen weird. Jepp, trifft zu. Man weiß gar nicht so richtig, was da genau passiert, wie es genau passiert, dass House, Disco, Funk, EBM & Industrial, Techno, Afrobeat und Post-Punk, Dancehall und eine Menge Dub auf eine Platte passen. Klingt geradezu nach irrem Genre-Bingo, allerdings nur beim Versuch die Musik in Worte zu fassen. Es scheint, als mache jedes Bandmitglied sein Ding und was am Ende rauskommt klingt stark. Golden Teacher wirken ein bisschen wie die Highschool-Version von Fat Freddys Drop – und das mein’ ich gar nicht despektierlich. Jünger eben, und ohne die Erfahrung und Routine der Neuseeländer. Dafür aber mit einer gänzlich unverbrauchten Power bei höherem Tempo und der gleichen halb-improvisierten Herangehensweise. Bei aller Eklektik ist „No Luscious Life“ zweifellos ein Percussion-getriebenes Album. So sehr allerdings, dass die Lyrics der beiden Vokalisten dabei völlig auf der Strecke bleiben. Die sind nichtmal schlecht, aber am Ende eben völlig egal. Stören tut das letzten Endes wenig. Der Groove ist handmade. Und alles andere als ein Bad Trip.

Album bei iTunes

Pop Ambient 2018 Artwork

V/A – Pop Ambient 2018

Thaddeus: Immer, wenn eine neue Folge der Pop-Ambient-Reihe auf Kompakt veröffentlicht wird, weiß man, dass das Jahr bald zu Ende geht. Und doch sind die Compilations kein Resümee, sondern vielmehr eine Art Verpflichtungserklärung, im kommenden Jahr alles besser zu machen. Das passt: Denn wenn Kompakt-Künstler die Bassdrums weglassen, sind sie faktisch immer besser. Das ist nicht böse gemeint, erspart der Musik so aber oft genug unnötigen Ballast, der für die Reise auf den Dancefloor als Proviant mitgenommen wird, notgedrungen mitgenommen werden muss. Pop Ambient bedeutet: Hier darf der Rhein so fließen, wie er will, nämlich weltweit und jenseits der betonierten Fahrrinne, aus der der Fluss erst am Rosenmontag wieder überlaufen und an Land gehen wird. Die zwölf Tracks sind allesamt Perlen. Das ist wichtig zu wissen, denn Fresco & Pfeiffer legen mit dem Opener „Splinter“ schon so ein wundervolles Werk vor, dass man fast versucht ist, sich die restlichen Entwürfe von Yui Onodera, Mikkel Metal, T.Raumschmiere, The Orb, Jens-Uwe Beyer u.a. gar nicht mehr anzuhören. Was für ein Fehler! Man wird das Gefühl nicht los, dass die diesjährige Zusammenstellung bewusst oder unbewusst unter Gas-Einfluss steht, Voigts freundliche Seite seiner Ambient-Exegese, die seltenen Dur-Momente des Sonnenaufgangs sind Pate für diese Tracks, die allesamt zurückhaltend kräftig strahlen, dabei aber keinen einfarbigen, also monothematischen Schema-F-Ambient durchexerzieren. Vielmehr pulsieren hier die ganz eigenen Dringlichkeiten aller Künstler, sich in den freundlich blubbernden Strudel zu werfen. Es ist die beste Pop-Ambient-Ausgabe seit langer Zeit. Wenn „zwischen den Jahren“ in meiner Straße alle ausgeflogen sind außer mir, dann stelle ich einen Lautsprecher auf den Bürgersteig, mache diese Platte an und male Herzen in den Schnee. Auch wenn der gar nicht gefallen ist.

Album bei iTunes

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