Wochenend-WalkmanDiesmal mit Rainer Veil, DJ Seinfeld und Sebadoh

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Jeden Samstag haben wir drei Platten für euch – zumeist drei Tipps, mindestens aber drei Meinungen. Nicht immer neu, doch immer die Erwähnung wert. Heute mit Rainer Veil, DJ Seinfeld und Sebadoh.

Rainer Veil Vanity

Rainer Veil – Vanity

Thaddeus: Ganze fünf Jahre hat sich Rainer Veil mit neuer Musik Zeit gelassen. Mit seinen beiden EPs auf Modern Love hatte der Produzent 2013 und 2014 dem ewigen Kampf um das Hardcore Continuum eine ganz eigene Sound-Note hinzugefügt – und mit dem Titel „UK Will Not Survive“ ein ambientes Breakbeat-Orakel hingestellt. Vor wenigen Tagen erschien nun sein Debütalbum. „Vanity“ beginnt mit leergefegten FM-Extravaganzen, die per se wunderschön sind, einen aber auf die vollkommen falsche Fährte locken. Denn Veil will keinen Neustart, sondern sich lediglich ein bisschen anderswo ausprobieren. Track für Track fügt er seinem Sound eine Komponente hinzu, entledigt sich der früheren oft bedrückenden Düsternis, spielt mit Tempi, findet den Breakbeat unter dem noch glimmenden Garage-Erbe und entpuppt sich als neuer Meister der molligen Chords. „Vanity“ ist eine Platte, die nur auf den ersten und flüchtigen Blick abstrakt wirkt. Tatsächlich ist es eine Operation am offenen Herzen der Melancholie, im Rausch des nicht alles vertuschenden Reverbs.

dj seinfeld galazy ep walkman

DJ Seinfeld – Galazy EP

Benedikt: Releases aus dem Hause Lobster Theremin laufen bei mir durchschnittlich im Wochenrhythmus durch die Kopfhörer. Auf diesem Wege bin ich irgendwann natürlich über die kratzenden, exzessiven Basslines von DJ Seinfeld gestolpert, dessen Debüt „Time Spent Away From U“ 2017 auf dem Sub-Imprint Lobster Fury erschien. Doch schon im damaligen Interview für die Groove sagte Armand Jakobsson aka DJ Seinfeld, der die ihm zugeschriebene Szene bzw. dessen Hype maßgeblich mitverantwortet hatte: „Lo-Fi wird irgendwann verrauschen.“ Dass diese derzeit zur Tatsache werdende Ahnung seinem Output nicht im Wege steht, zeigt „Galazy“ dann doch ziemlich gut. Zugleich kommt die EP als erstes Release von Jakobssons eigenem Label „Young Ethics“, dessen Katalog dem Labelgründer selbst vorbehalten ist. Warten wir das ab, solche Ideen wurden im Zuge prallgefüllter Demo-Postfächer schon des öfteren verworfen. Nicht abzuwarten bleiben hingegen die Grundzüge eines Sounds, der dem einstig rohen Lo-Fi-Grundrauschen nehazu gänzlich entsagt. Plötzlich ist da ganz viel neuer Freiraum, in dem Synthies funkeln und Hats klarer den je erklingen. Den eigenen Angaben nach war Jakobsson schon immer mehr in Melodien zuhause, als zwischen den Drums. Nie zuvor hat sich diese Einschätzung so offenbart wie in diesen vier Tracks, die nichtsdestotrotz am Dancefloor zu rütteln wissen. Zum ersten Mal bin ich gespannt, was von dem Schweden wohl noch kommen mag.

Sebadoh Act Surprised Cover

Sebadoh – Act Surprised

Ji-Hun: Sebadoh ist bekanntlich die Band von Lou Barlow (sonst Bassist bei Dinosaur Jr.), Jason Loewenstein am Bass und Schlagzeuger Bob D’Amico. Platten bringen die Herren nun schon seit 30 Jahren heraus und ohne Frage hatte das Trio seine Hochzeit in den 90ern, als Sebadoh mit den Alben „Harmacy“, „Bakesale“und „The Sebadoh“ eine der besten Indie-Rockbands der Welt gewesen ist. Heute könnte man sagen, Sebadoh sind die faulste Band der Welt. Zumindest was die Releases angeht. Seit 2000, also innerhalb der letzten 20 Jahre, haben sie inklusive dem neuen nun erschienenen „Act Surprised“ ganze zwei Alben aufgenommen. Ist aber alles egal. Es sind ja am Ende Sebadoh und dieser Welt geht es nicht um Effizienz, Macht und Herrschaft. Dafür aber um Konstanz. Es ist schön, Barlow nach Jahren wieder mit Band zu hören und schlecht zu finden gibt es hier eigentlich gar nichts.

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