Wochenend-WalkmanDiesmal mit Michael Vallera, FKA Twigs und Huerco S.

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Drei Alben, drei Tipps, drei Meinungen. In unserer samstäglichen Filter-Kolumne wirft die Redaktion Musik in die Runde, die erwähnenswert ist. Weil sie neu ist, plötzlich wieder relevant, gerade entdeckt oder nie vergessen.

Michael Vallera Distance Cover

Michael Vallera - Distance

Christian: Opal Tapes ist eine Institution für jenen Teil von Club- oder Gerade-noch-Clubmusik, in dem Grundrauschen mehr zählt als ein Drop. Bandcamp Legacy, immer mit einem Bein in der klanglichen Tiefsee. Huerco S., IVVO, Patricia, Wanda Group, 1991, Prostitutes: Haben alle da veröffentlicht. Und jetzt, ebenda, ein Gitarrenalbum. Gemacht hat es Michael Vallera, bislang als „COIN“ bekannt oder als ein Teil des Drone-Duos „Cleared“. Aus Chicago, der ehemaligen Hauptstadt des Postrock. Gut, nicht unbedingt ein klassisches Gitarrenalbum, das Instrument ist hier - hinter Bergen von Hall - natürlich nur Klangkörper. Hin und wieder ziehen synthetische Wolken auf, oder Field Recordings, ganz tief im Mix. Melodien wie bei GAS, eher skulpturale Sound-Berge, die Wärme von Schoegaze im Gepäck. Immer im Vordergrund: ein lethargischer Drumcomputer als Konterpunkt, dessen minimale Arbeit die Unnahbarkeit alter New-Wave-Produktionen in Erinnerung ruft und die Valleras betörende wie zugleich abweisende Platte nicht etwa rhythmisch zusammenbindet, sondern im Gegenteil Löcher und Lücken reißt. Zum Drüberstolpern und Unterwandern des ambienten Eskapismus. Distanz eben. Gut so. Bittersüße Musik, warm und kalt, entwaffnend simpel und natürlich ziemlich unter dem Radar.

Album bei iTunes

FKA Twigs Melissa Cover

FKA Twigs - M3LL155X

Benedikt: Hochzeitsabsage bei Tahliah Barnett alias FKA Twigs und Schauspieler Robert Pattinson? Amerikanische Klatschblätter glauben gar zu wissen, dass er sich zurück nach Kristen Stewart sehnt. Ist wohl alles Quatsch. Aber ganz ehrlich: meinetwegen gern. Diese unglaublich kreative, wundervolle, besondere, so (fehlende Worte) völlig andere Künstlerin… mit diesem Möchtegern-Blutsauger. Und dann hieß es noch, sie benutze ihn. Für den Karriere-Push. Tz. Seine Fans bringen ihr doch nichts, die können nicht einmal den Titel ihrer neuen EP aussprechen. Sie spielt in einer ganz anderen Liga, in einem ganz anderen Sport – und hat sich deshalb nicht mal seine Filme angesehen. Ich auch nicht. Komm Robert, geh zurück zu deiner Kristen, mit ihr biste ja eh schon verheiratet, einer FKA Twigs kannst du nicht das Wasser reichen. Ach, hey Tahliah. Deine neue EP:

<3

EP bei iTunes

WWalkman 23082015 Huerco S

Huerco S. - Railroad Blues

Thaddeus: Eine der schönsten Platten dieses Sommers. Die nun endlich auch digital verfügbar ist. Brian Leeds aka Huerco S. macht nichts für den Dancefloor. Aber auch kein Ambient. Die drei Tracks dieser EP sitzen irgendwo dazwischen, sind dabei aber nicht vermeintlich hip vertrackt, sondern ganz im Gegenteil sanft rollend gradeaus, kokettieren mit einer Art der rhythmischen Stille, lassen sich mitreißen von schwer pumpenden Bassdrums, die das Unterbewusstsein durchwalgen. Kann das eigene Herz den Kompressor ersetzen? „Rushing To Paradise“ klingt genau so und holt Freunde der alten Basic-Channel-Schule genau dort ob, wo die lange nicht mehr abgeholt wurden. Und klingt doch völlig anders. Das gilt für die gesamte Platte, die trotz ihrer zahlreichen Referenzen einen ganz und gar eigenständigen Sound hat. Der Sommer war genau so. Dass der jetzt zu Ende geht ist nicht schlimm. Huerco S. bleibt.

EP bei iTunes

Schön in die FresseEindrücke vom Filmfestival Locarno 2015

Leseliste: 23. August 2015 – andere Medien, andere ThemenPrügelnde N.W.A., gieriges Spotify, Reisekoller und Jammern