Wochenend-WalkmanDiesmal mit Low, Max Graef und Destroyer

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Drei Alben, drei Tipps, drei Meinungen. In unserer samstäglichen Filter-Kolumne wirft die Redaktion Musik in die Runde, die erwähnenswert ist. Weil sie neu ist, plötzlich wieder relevant, gerade entdeckt oder nie vergessen.

Low - Ones And Sixes

##Low - Ones And Sixes
Thaddeus: Man möge es mir verzeihen, dass ich zum dritten Mal seit dem Start unserer Walkman-Kolumne Low aussuche, aber ausnahmsweise ist mir weder nach einem Klassiker zumute, noch ist Weihnachten. Die Band hat einfach ein neues Album veröffentlicht. Jetzt, gestern. Toll! Dazu kommt eine wirkliche Überraschung. So elektronisch einerseits und kategorisch verzerrt klang die Band meiner Erinnerung noch nie. Moment mal, mögen einige da jetzt sagen: Das Austarieren von Schmutz im Klang und Schönheit im Songwriting, das ist doch genau das, worum es bei Low schon immer ging. Stimmt natürlich. Aber was früher – gerade in der Anfangsphase – in einem oft verwaschenen Nebel kulminierte, klingt hier beherzt konkret, ist aber gleichzeitiger viel durchdachter als die einfach nur rockigen Ausrutscher der letzten Jahre. Die Melancholie ist zurück, verstärkt durch eine neue Klarheit in der Produktion. So klar wie der frühherbstliche Himmel über Berlin. Ich hatte kurz mit mir gerungen, ob es dieses Woche nun Low oder doch das neue Album von Beirut hierher schaffen würde. Letztere scheint mir aber doch einfach nur Hippie-Blödsinn zu sein.

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Max Graef Rivers Of The Red Planet Wochenend Walkman Cover

##Max Graef - Rivers Of The Red Planet
Benedikt: Letzte Woche sind meine Ohren im Club mal wieder an „Vino Rosetto“ von Max Graef und Labuzinski hängengeblieben. Auch dann noch, als der Track schon längst verstummt war. Grund genug, sich das Album von Max Graef mal wieder anzuhören. Klar, ist alt. Klar, ist schon ganz schön durch die Platte. Klar ist aber auch: Langeweile kommt mit „Rivers Of The Red Planet“ nach wie vor nicht auf. Wie sich der junge Weddinger durch Hip-Hop, Funk, House und ein bisschen Techno windet – über allem der staubige Jazz-Sound – ist nach wie vor beeindruckend. Und funktioniert immer dann, wenn es mal etwas stilvoll und ruhiger zugehen soll.

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Destroyer Poison Season Cover WW120915

##Destroyer - Poison Season
Ji-Hun: Der Kanadier Dan Bejar ist ein Phänomen. Mit Poison Season erscheint sein elftes Album als Destroyer. Aber auch mit seinen anderen Projekten und Bands wie The New Pornographers, Swan Lake und Hello, Blue Roses schafft er es mysteriös-zauberhaft, nie von der Oberfläche zu verschwinden und dennoch keinem mit seinem notorischen Output auf den Keks zu gehen. Ganz im Gegenteil: Bejar gelingt jedes Mal das kleine Wunder, sich irgendwie neu zu erfinden und nie von seiner Großartigkeit und Brillanz einzubüßen. Man könnte sagen: Er ist der größte unbekannte Popstar der Welt. Der Sound von „Poison Season“ bemüht sich nicht zwanghaft modernistisch nach 21. Jahrhundert zu klingen. Die internationale Musikkritik ist nicht sparsam mit Referenzen. Velvet Underground, David Bowie, Bruce Springstreen und die E Street Band, Prefab Sprout. Nur die Legenden tauchen in den Listen auf. Was stimmt ist, dass der Sound und die Produktion an die große Ära der Popmusik referiert. An eine Zeit, als die Studios noch groß waren, die Musiker bestens ausgebildet und groß gar nicht groß genug sein konnte. Satte Arrangements, Bläser, Streicher, das volle Breitwandprogramm. Das Album ist aber alles andere als eine 70er Revue. Es ist neu, inspirierend, eigen. Ganz schön umwerfend.

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„Es wird immer schwieriger, ein gutes Stück Musik zu schreiben“Interview: Pole über sein neues Album „Wald“

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