Wochenend-WalkmanDiesmal mit Kankyō Ongaku, Default Genders und Not Waving

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Jeden Samstag haben wir drei Platten für euch – zumeist drei Tipps, mindestens aber drei Meinungen. Brandneu, wieder entdeckt oder aus der Geschichtskiste ausgebuddelt. Heute mit Kankyō Ongaku, default genders und Not Waving.

Kankyo Ongaku Cover

Various Artists – Kankyō Ongaku: Japanese Ambient, Environmental & New Age Music 1980-1990

Ji-Hun: Kankyō Ongaku ist japanisch und bedeutet so viel wie Umgebungsmusik. Hier könnte man auch Ambient dazu sagen. Aber Musik aus Japan ist bekannt dafür, ob im Jazz, Pop, Filmmusik oder auch in der Elektronik, eine sehr eigene Sprache zu entwickeln. Diese Compilation ist auf dem Label Light In The Attic erschienen und gibt einen (außerhalb der japanischen Grenzen) erstmaligen Einblick in diese Musik, die zwischen 1980 und 1990 eine Blütezeit hatte. Kompositionen von Masahiro Sugaya, Toshi Tsuchitori, Satoshi Ashikawa und vielen mehr gibt es hier zu hören und die spezielle Ästhetik, die sich hier auftut ist betörend, minimalistisch und retrofuturistisch-elegant zugleich. Eine wunderbare auditive Dokumentation eines spannenden wie besonders stillen und meditativen Musikgenres.

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Default Genders – Main Pop Girl 2019

Benedikt: Was James Brooks aus Los Angeles auf dieser Platte verzapft ist das bislang wohl weirdeste, bizarrste und Teil des besten, was in der Popmusik des noch jungen Jahres 2019 bislang zustande gekommen ist. „Main Pop Girl 2019“ findet ganz und gar außerhalb gewohnter Songstrukturen und musikalischer Trends statt – obwohl das immer noch beliebte Breakbeat-Sujet auch hier maßgeblich bedient wird. Jungle-, Rave- und Hardcore der 90er wird hier weniger verkitscht, als... Nein, stimmt so nicht. Verkitscht oder fast schon persifliert wird Happy Hardcore im Track „secret garden .NUXX“. Aber dann folgt der radikale Tempo-Entzug, der in seiner Wirkung so stark ist, dass er wie die Möglichmachung des Unmöglichen erscheint. Vielleicht passt diese Beschreibung ganz gut zur gesamten Platte. Was passiert hier? Geht das überhaupt? Scheint so. Oder geht das doch eigentlich überhaupt ganz und gar nicht? Ganz großes, musikalisches Verwirr-Kino ist das allemal – zum selbstgewählten Preis bei Bandcamp erhältlich: Pflichtdownload – mindestens der Neugier wegen.

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Not Waving – Futuro (Music For The Waldorf Project)

Thaddeus: Wieder so eine Leerstelle, die endlich mal angegangen werden sollte und heute auch angegangen wird. Das neue Album von Alessio Natalizia scheint mir da ein guter Einstiegspunkt. Es ist tatsächlich seine erste Platte überhaupt, die ich höre. Und die – so ist zu lesen – habe nicht viel mit seinem bisherigen Output gemein. Das kann man auf ganz unterschiedliche Weisen deuten, aber das verschiebe ich mal auf später. Und frage mich stattdessen, was mich an diesen flirrenden und doch immer wieder auch mumpfigen Soundscapes so begeistert. Ohne „The Waldorf Project“ von Sean Rogg je erlebt zu haben, scheint mit aus der Ferne der sehr ambitionierte Anspruch dieser Mischung aus Performance, Choreographie und Design hier angemessen eingedampft abgenommen. Dabei werde ich das Gefühl nicht los, in den rund 60 Minuten Musik einmal durch das ambiente Museum der elektronischen Musik geleitet zu werden. Und dort ist es angenehm dunkel, ohne dabei bedrohlich zu wirken. Drones gibt es auch nicht, was ist generell begrüße. Stattdessen herrscht hier Klar- und Einfachheit – in jedem Ton und Knistern. „Futuro“ ist so ein bisschen wie eine Zugfahrt durch die Berge, bei der nach jedem Tunnel ein neues Tal mit ganz anderer und unerwarteter Vegetation immer wieder noch eins draufsetzt. Das ist schon sehr gut.

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