Wochenend-WalkmanDiesmal mit Haleiwa, The Raconteurs und Jay-Jay Johanson

WWalkman-06072019-lede-gif

Jeden Samstag haben wir drei Platten für euch – zumeist drei Tipps, mindestens aber drei Meinungen. Nicht immer neu, doch immer die Erwähnung wert. Heute mit Haleiwa, The Raconteurs und Jay-Jay Johanson.

Haleiwa Artwork

Haleiwa – Cloud Formations

Thaddeus: Aller guten Dinge sind ja bekanntlich drei. Und wie es scheint, hat es Mikko Singh mit seinem dritten Album geschafft, sich einmal, wenn nicht dreimal, komplett zu häuten und seine Liebe zur Gitarrenmusik neu anzustrahlen. Und wirft sich der popkulturellen Klassik entgegen. Will sagen: Geht alles runter wie Öl. Die Gesang versinkt im Hall, der Bass atmet New Wave, die Arrangements klingen mitunter ein bisschen so, als hätten Simon Raymonde und James Chapman endlich eine gemeinsame Platte aufgenommen – im Treppenhaus eines Hochhauses. Dazu tschirpen die Synths, und das Schlagzeug verfällt dankenswerter Weise nur selten in krautigen Bollerismus. Tatsächlich ist Chapman mit seinem Maps-Projekt die Assoziation, die ich einfach nicht aus dem Kopf bekomme, ganz egal wie ich das Album durchshuffele. Macht ja aber auch nichts, im Gegenteil: Denn auch wenn es für meine Ohren eindeutige Übereinstimmungen gibt, zäumt Singh seine Songs vollkommen anders auf. Der Mix ist angenehm flach, so als wären alle Elemente inklusive seiner Stimmbänder in der Gewerkschaft und bekämen den gleichen Mindestlohn. So entsteht ein rauschhafter Nebel, durch den man vertrauensvoll hindurchwandern möchte. Denn wenn Singh im Studio eine Taste drückt, eine Saite anschlägt oder einen Beat setzt, wird an jedem Indie-Rock-Grab weltweit immer eine Kerze angezündet – ganz automatisch.

THE RACONTEURS walkman cover

The Raconteurs – Help Us Stranger

Benedikt: Eine neue Runde Gitarrenmusik aus Nashville. In der letzten Woche lief ja bereits das neue Album der Black Keys bei mir durch, kurz zuvor erschien allerdings schon „Help Us Stranger“ von Jack Whites Supergroup The Raconteurs. Vor fünf Jahren lagen Jack White und Dan Auerbach von den Black Keys noch im Clinch, ausgelöst durch Jack Whites Vorwurf, das Black-Keys-Duo würde ja doch bloß die White Stripes kopieren. Aber das ist vorbei, jetzt gratuliert man sich zum Release, vielleicht trifft man sich mittlerweile ja nicht nur bei den Elternabenden an der Schule der Kinder, sondern auch zu Bier & Barbecue, wer weiß das schon? Die bemerkenswerte, erneute Synchronizität der Releases gibt solchen Spekulationen ja freien Raum. Und die Musik? Klingt vertraut – eh klar, Nashville eben. Genau wie die Black Keys zelebrieren die Raconteurs Rockmusikgeschichte, nur das hier statt ZZ Top eher Led Zeppelin als referenzieller Ausgangspunkt gelten darf. Das 2005 als Nebenprojekt gegründete Quartett spielt sich versierter denn je durch die Songs ihres Albums, auf dem zwar auch zarte Töne anklingen, eigentlich aber hohes Tempo, eingängige Riffs und Jack Whites berühmte Blues-Guitar-Soli dominieren. Ich hab an so eine Platte ja eigentlich keine Erwartung, außer das sie Spaß macht. Erwartung erfüllt.

Jay-Jay Johanson Kings Cross Cover

Jay-Jay Johanson – Kings Cross

Ji-Hun: Seit über 20 Jahren bringt der große schwedische Crooner Jay-Jay Johanson nun schon Alben heraus. „Kings Cross“ nennt sich Laufnummer 14, erschien bereits im April und wurde durch eine Empfehlung eines Bekannten noch mal auf meinen Schirm gelegt. Erbärmlich, wie viel Musik heutzutage nur noch durchrutscht wie Quecksilber im Abfluss. Jay-Jay Johanson kann zwei Dinge besonders gut. Zum einen sehr ergreifend zu singen und zum anderen diese Stimme in edles, sehnsüchtig-feinfühliges Brokat zu drapieren. Ob das immer noch Trip-Hop ist oder nicht, vermag ich nicht zu beurteilen, konnte ich in den 90ern aber auch schon nicht. Aber Trip-Hop wird ja ein großes Comeback angedichtet. Mal gucken, ob und was noch so kommt.

Stefan Marx: „Ich war einer von drei Skatern auf dem Land“Advertorial: Das Filter empfiehlt den Telekom Electronic Beats Podcast

Leseliste 07. Juli 2019 – andere Medien, andere ThemenUrban Fahrradfahren, DJ-Culture vs Klimawandel, Klopapier und Klassik