Drei Alben, drei Tipps, drei Meinungen. In unserer samstäglichen Filter-Kolumne wirft die Redaktion Musik in die Runde, die erwähnenswert ist. Weil sie neu ist, plötzlich wieder relevant, gerade entdeckt oder nie vergessen.
##Global Communication - 76:14
Thaddeus: Es gibt Alben, die vergisst man schlicht und einfach nie. Diese Platte hier – wie lang sie ist, verrät der Titel – gehört für mich in diese Kategorie. 1994 veröffentlichten Tom Middleton und Mark Pritchard ist Ambient-Meisterwerk. Es war die Zeit, als Techno langsam überall hin durchsuppte und im immer noch zittrigen, weil spontan wiedervereinigten Berlin die elektronische Musik die ersten Ausnahmezustände provozierte. Angekommen im Mainstream. „76:14“ ist der Gegenentwurf. Den es natürlich eigentlich schon viel länger gab und gibt als die grade Bassdrum. Solche Platten klingen ganz „einfach“, so „natürlich“, sind aber im Studio die wahrscheinlich größte Herausforderung überhaupt. Und heute, 20 Jahre später, die überraschende Erkenntnis. Keine Patina, kein einziger Sound mit grauen Haaren. Frisch und eindringlich wie am ersten Tag. Warum das so ist, kann ich gar nicht sagen. Glück gehabt? vielleicht. Pritchard und Middleton als Ausnahmeproduzenten? Bestimmt. Jeder Sinuston kann ein Leuchtturm sein.
##Kalipo - Yaruto
Benedikt: Letzte Woche erschien das neue Album von Frittenbude: „Küken des Orion“. Im Zuge dessen bin ich auf Kalipos Debüt-Album „Yaruto“ aus dem letzten Jahr aufmerksam geworden. Hinter Kalipo verbirgt sich Frittenbude-Mitglied Jakob. Als Teil der Band ist er für den passenden Sound aus Drumcomputer, Bass und Synthesizer verantwortlich. Sein Solo-Projekt hat allerdings nicht viel mit den Electropunkern der Audiolith-Clique gemein. Stattdessen übt sich „Yaruto“ in zurückhaltender Electronica. Da kommen mal verspielte Snythie-Melodien, mal geht es ganz straight 4-to-the-Floor, mal verschlägt es einen in eine füllige Basswelt auf Post-Dubstep-Takten. Trotzdem passt alles zusammen. Bleibt nur eine Frage: Warum kommt dieser differenzierte, vielschichtige Sound nicht im Frittenbude-Kosmos an?
##Beach House - Depression Cherry
Ji-Hun: Es gibt Sounds und Songs von Bands, die sind so unique, so derart sofort wiedererkennbar, das alleine ist schon eine Kunst. Trademarksound sagen die einen, Fortschrittslahmheit und Langeweile die anderen. Seit gestern gibt es endlich wieder ein neues Album von Beach House mit dem leicht irritierenden Titel „Depression Cherry“ und nach der ersten Sekunde fühlt man sich, als würde man die Platte in und auswendig kennen, auch wenn nicht ein Song zu Ende gehört worden ist. Victoria Legrand und Alex Scully haben ja bereits schon einmal zu Beginn ihrer Karriere den Pop gerettet. Das sollte ja eigentlich reichen.