Jeden Samstag haben wir drei Platten für euch – zumeist drei Tipps, mindestens aber drei Meinungen. Ob brandneu, wieder entdeckt oder aus der Geschichtskiste ausgebuddelt. Heute mit DJ Richard, Collections of Colonies of Bees und Skeptical.
DJ Richard – Dies Iræ Xerox
Benedikt: Nachdem DJ Richard die letzten Jahre in Berlin hatte, ist er nun zurück in die Heimat, nach Providence, Rhode Island. „Dies Iræ Xerox“ ist sein drittes Album, erneut bei Dial erschienen und das erste Langstück, das im alten, neuen Zuhause da drüben nun entstanden ist. Dass diese Platte nun gleich mit der Thematik von Tod und Apokalypse auseinandergesetzt werden will, könnte tief ins Düster blicken lassen. Aber ganz ehrlich: Die Sonne knallt, 30 Grad im Schatten, lassen wir den Quatsch der hinterliegenden Bedeutungen doch einfach mal beiseite, legen das Plattencover auf den Tisch und kühlen das darauf abgebildete Höllenmonster mit zwei eiskalten Gläsern Mojito auf entspannte Temperaturen. Und dabei darf die Platte laufen. Nicht Düsternis tut sich auf, sondern ein dem Tage angemessener Schlagschatten in dem es sich ganz wunderbar aushalten lässt. Slow-Down-Techno und Ambient, in ganz großer Geste arrangiert und voll bezaubernd, schöner Texturen. 55 Minuten, die sich lohnen.
Collections of Colonies of Bees – HAWAII
Ji-Hun: Bereits 1998 gründeten die beiden Musiker Chris Rosenau und Jon Mueller von der Post-Math-Rock-Band Pele das Projekt Collections of Colonies of Bees. Die Formation aus Milwaukee wechselte stetig, aus Collections of Colonies of Bees ist unter anderem die Band Volcano Choir mit Justin Vernon (Bon Iver) entstanden. Nun erscheint das neue Album „HAWAII“, das ebenfalls in neuer Besetzung kommt. Heute spielen Ben Derickson, Chris Rosenau, Daniel Spack, Matt Skemp und Marielle Allschwang in der Band und vor allem letztere ergänzt mit ihren aparten Vocals die Band auf diesem Album ganz wunderbar. Man denkt an Broken Social Scene, frühe Morr Music, verkopften Emo der Jahrtausendwende, ohne dass das irgendwie altbacken vintage wirkt. Ein zeitgemäßes Indie-Album, das zeigt, wie man diesen Sound heute weiterhin produktiv und erfrischend bespielen kann. Gute Musiker und tolle Platte.
Skeptical – Enjoy This Trip
Thaddeus: Von seltenen Ausnahmen einmal abgesehen, habe ich aktuellen Drum and Bass nicht auf dem Zettel. Immer wieder höre ich, dass sich eine vollkommen neue Szene gebildet hat, die die Oldschool-Fahne hochhält und Platten produziert, die mir eigentlich gefallen müssten. Aber die Recherche ist mühsam und der Plattenladen weit weg. Dieses Wochenende hingegen setzte ich mich im Kopf auf ein virtuelles Rennrad, strample die Avus runter und winke der verlassenen Zuschauertribüne zu. Dazu höre ich Skeptical. Sein neues Album ist vor zwei Wochen auf Exit erschienen, was ja von Haus aus schon ein Garant für kluge Musik ist. Und Skeptical versteht was von Sound, von weiten Mixen und tighten und doch wahnsinnig leergeräumt scheinenden Arrangements. Ja, das rollt alles mehr oder weniger auf der Überholspur. Aber dafür begebe ich mich ja auch auf das Stück Stadtautobahn parallel zum Grunewald, bekomme hoffentlich die richtige Abfahrt (sic!) und komme vor dem Wannsee zum Stehen. Ich bin optimistisch – in jeder Hinsicht. Denn trotz aller Modernität in Skepticals Tracks strahlt auch hier immer wieder die alte Schule hell und klar am dunklen Track-Himmel. Könnte gut werden. Und wenn nicht, nehm ich die S-Bahn zurück.