Drei Alben, drei Tipps, drei Meinungen. In unserer samstäglichen Filter-Kolumne wirft die Redaktion Musik in die Runde, die erwähnenswert ist. Weil sie neu ist, plötzlich wieder relevant, gerade entdeckt oder nie vergessen. Und im Zweifelsfall einfach ein kurzweiliger Zeitvertreib ist.
##Conforce - Machine Conspiracy
Thaddeus: Als das Debütalbum von Boris Bunnik aka Conforce 2010 erschien, kaufte ich es und vergaß es auch schnell wieder. Was für ein Fehler. Da kann man den Amsterdamer Techno-Hütern von Delsin nur dankbar sein, dass das Vinyl nun wieder aufgelegt wurde und es somit wieder auf meinen Schirm gelangte. Mit viel Dub, vielen Electro-Referenzen und der genau richtigen Portion wohligem Knarz ist „Machine Conspiracy“ einer dieser Klassiker von morgen. Für die definitive Bestenliste der 2010er-Jahre. Denn die werden als ein sehr unklares Jahrzehnt in die Geschichte eingehen. Und wenn Bunnik dann aus dem tiefen Hall den Rimshot Schritt für Schritt an die Oberfläche dreht, auf kurze Chords drapiert und seinen Rhythmusmaschinen den HiHat-Befehl gibt, dann ist die Welt in Ordnung. Und das ist sie viel zu selten. Keine große Abfahrt, eher ein kontinuierlicher Stubser.
Michael Kiwanuka - Home Again
Ji-Hun: Der in Nord-London aufgewachsene Michael Kiwanuka brachte vor gut drei Jahren sein bis dato einziges Album auf den Markt. „Home Again“ klingt wie die Großen des Souls aus den 60/70er Jahren: Curtis Mayfield, Al Green, aber auch die folkigen, dezenten Töne eines Nick Drake kann man hier finden. Ziemlich viel, was man an Messlatten anlegen kann. Kiwanuka macht das dennoch charmant und mit der nötigen Portion Würde und Stil. Anders als bei anderen UK-Jungtalent-Retroabfeiereien wie Adele oder Amy Winehouse ist das ganz große Interesse um Kiwanuka noch nicht ausgebrochen. Vielleicht kommt es mit dem nächsten Album, wenn denn eines kommt. So lange hat diese Zeitmaschine aber noch mehr als ihre Berechtigung.
Young Thug – Barter 6
Benedikt: Eigentlich sollte „Barter 6“ ja „Carter 6“ heißen. Lil Wayne fand diese Idee allerdings gar nicht witzig, hat er den Namen mit seiner Carter-Reihe doch inoffiziell gepachtet – auch wenn er uns bisher sogar noch den fünften Teil schuldig bleibt. Und irgendwie kommt man beim ersten Hören von „Barter 6“ auch nur schwer aus diesem Vergleich zwischen Young Thug und Lil Wayne raus, Autotune lässt grüßen. Zwar hat Young Thug auch schon mehrfach Lil Wayne als größten Einfluss und Idol bezeichnet, doch für dieses Album steht dann auch noch Birdman an der Seite des Rappers aus Atlanta. Letzterer hat sich immerhin in großem Stil mit seinem Ziehsohn Wayne verkracht, es geht um nicht weniger als gut 50 Millionen Dollar. Und trotzdem ist Young Thug alles andere als ein Weezy-Imitat. Das Zusammenspiel von Flows und Hooks, kombiniert mit Melodie in der Stimme: so muss HipHop 2015 klingen. Dass Jeffrey Williams, wie Young Thug bürgerlich heißt, auch technisch über jeden Zweifel erhaben ist, beweist er spätestens mit dem Track „Haftime,“ einem wahren Flow-Feuerwerk.