Drei Alben, drei Tipps, drei Meinungen. In unserer samstäglichen Filter-Kolumne wirft die Redaktion Musik in die Runde, die erwähnenswert ist. Weil sie neu ist, plötzlich wieder relevant, gerade entdeckt oder nie vergessen. Und im Zweifelsfall einfach ein kurzweiliger Zeitvertreib ist.
##Aphex Twin – Computer Controlled Acoustic Instruments pt2 EP
Ji-Hun: diskhat ALL prepared1mixed 13, snar2, diskhat1, piano un1 arpej, DISKPREPT4, hat 2b 2012b, disk aud1_12, 0035 1-Audio, disk prep calrec2 barn dance [slo], DISKPREPT1, diskhat2, piano un10 it happened und hat5c 0001 rec-4 h3ißen dIE sTuekke äuff d3r n3u3n Pl@||e von AFX. c0Mputer $pi3l3n @n@l0g3 instrUm3n7e. @nd3r3r @ns@7z als by Syro. m3nscH b3d13nT COMP b3d13nT 1ns7rumen7. 1intere$$@n7.
##Gavin Bryars - The Sinking Of The Titanic
Thaddeus: Eigentlich wollte ich ja diese Woche an den vom Kollegen Kim aufgestöberten Mix der Woche mit Yellow Magic Orchestra anschließen. Doch die Platte, die ich im Kopf hatte, gibt es nicht auf den Streaming-Plattformen. Chapeau dafür, auch wenn es natürlich nicht sonderlich zielführend ist. Kurze Bemerkung in die Stille also: 2004 veröffentlichten die beiden YMO-Mitglieder Hosono und Takahashi als Sketch Show das Album „Loophole“. Eines der besten Pop-Alben der Nullerjahre. Jetzt aber schnell in die Vergangenheit. 1975 startete Brian Eno sein Obscure-Label und diese Platte hier von Gavin Bryars war einer der ersten Releases. Ein Stück loopige Kammermusik der absoluten Extraklasse. Sanft, getragen und tief. So tief wie der Atlantik damals, als der Eisberg gegen die Titanic knallte. Bryars' Tracks sind aber mehr als das, arbeiten mit Samples und sind für mich eine Art Prototyp der Zukunft. Das Titelstück klingt, als hätte jemand das Orchester im Ballsaal des Großdampfers von hinter den schweren Samtvorhängen mitgeschnitten und so ein letztes Adagio vor der Katastrophe dokumentiert. Und „Jesus' Blood Never Failed Me Yet“ mit dem immer heftiger anschwellenden Rap einer verlorenen Seele konterkariert das Setting der A-Seite gewissermaßen. Nicht nur auf See können Dinge schiefgehen. Was bleibt? Zur Hölle mit dem Krach da draußen. Ach, „The Sinking Of The Titanic“ gibt es auch im Remix von Aphex Twin. Braucht kein Mensch.
##Young Fathers - Tape Two
Benedikt: Vor ein paar Tagen bei uns in der WG: „Ey Mr. UK-Verschwörung, hast du eigentlich Young Fathers auf dem Schirm? Das sind drei Schotten, die geniale Musik machen.“ „Mh, Young Fathers, nee irgendwie nicht. Werde ich aber sofort ändern.“ Eine Stunde später frage ich mich, wie diese Band solange an mir vorbeigehen konnte. Was von Alloysious Massaquoi, Kayus Bankole, ‚G‘ Hastings aus Edinburgh aus dem Lautsprecher dringt, ist kein bisschen Stangenware. Sie können rappen - keine Frage. Trotzdem greift die Bezeichnung Rap oder auch HipHop viel zu kurz, um die Musik der drei zu beschreiben. Singen können sie nämlich ebenfalls und zwar alle drei. Stets rough und ungeschönt, aber mit unendlich viel Soul. Die Texte der Young Fathers sind wesentlich düsterer, als der erste Anklang des Tapes und die HipHop-Hörgewohnheiten vermuten lassen würden. Die Welt ist scheiße und diese Scheiße ist ständiger inhaltlicher Begleiter auf „Tape Two“, mal unterstützt, mal konterkariert von den Sounds. Sie nehmen afrikanische Elemente in ihre Musik auf, bringen sie mit noisiger Elektronik zusammen, suchen dazwischen noch irgendwie die Nähe zum Pop und schaffen so etwas ganz Eigenes - aber großartig. Für das auf „Tape Two“ folgende Debütalbum „DEAD“ hat die Band Ende letzten Jahres einen Mercury Prize gewonnen. Das Album höre ich dann nächste Woche. Oder so.