Wochenend-WalkmanDiesmal mit Anderson .Paak, Jacques Greene und Monty Adkins

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Jeden Samstag haben wir drei Platten für euch – zumeist drei Tipps, mindestens aber drei Meinungen. Brandneu, wieder entdeckt oder aus der Geschichtskiste ausgebuddelt. Heute mit Anderson .Paak, Jacques Greene und Monty Adkins

Anderson .Paak – Oxnard Cover

Anderson .Paak – Oxnard

Ji-Hun: Singende Drummer sind deshalb in der Musikwelt so eine Seltenheit, weil es schlichtweg sehr (sehr, sehr) schwierig ist. In den vergangenen Jahren gab es wohl kaum einen Künstler, der das so exzellent hinbekommen hat wie Anderson .Paak aus Oxnard/Kalifornien. Man muss es schon einmal gesehen haben, um zu verstehen wie brillant er das macht. Dieser Lad ist mit jeder einzelnen Faser purer Groove – nicht zu glauben. Anyway – als würde es hier darum gehen, wie gut jemand Synkopen auf polyrhythmischen Beats rappen kann, die er auch noch selber spielt. Nun ist aber Anderson .Paak in der HipHop-Beletage angekommen. Arbeitete er bislang mit Artists wie Busdriver, Tokimonsta, Kaytranada und releaste als NxWorries (sein gemeinsames Projekt mit Knxledge) auf Stones Throw, wurde er nun von Dr. Dre für Aftermath gesignt. Da Dr. Dre nun aber bekanntlich der Midas der Popgeschichte ist, könnte mit diesem Move ein neues Level in .Paaks Karriere eingeläutet worden sein. Dre ist bekanntlich nicht nur der erste Rap-Milliardär, sondern hat auch Kendrick Lamar, Eminem und Snoop Dogg zu Weltstars gemacht. Daher finden sich neben Snoop und Kendrick auch Pusha T, J. Cole und Q-Tip auf der Feature-Liste. Champagner Black Card halt. Man könnte Anderson .Paak nun Sellout vorwerfen. Aber dafür ist das Album einfach zu gut. Die Tracks generieren sich allesamt aus einer dezidierten Rap-Brille, was man bei Dre auch erwarten dürfte. Die Produktion und das Mixing sind auf allerhöchstem Niveau. Die hervorragenden Musiker machen da weiter, wo man im Motown-Detroit des vergangenen Jahrhundert aufgehört hat. Wäre ich jetzt Marketing Manager bei Aftermath und müsste wie bei Bojack Horseman eine Verkaufsfolie präsentieren, würde da wohl drauf stehen: „Anderson .Paak – der Stevie Wonder des 21. Jahrhunderts“. Aber zum Glück fragt mich ja keiner.

jacques greene fever focus ep walkman

Jacqes Greene – Fever Focus

Benedikt: Nach dem Debütalbum „Feel Infinite“ im letzten Jahr, einer folgenden EP mit dessen Remixen und einem Radiomix voll unveröffentlichter Tracks bei NTS, erscheint nun endlich wieder neue Musik des Kanadiers auf Platte – beziehungsweise digital. Denn während die Lieblingsplaylisten bei Spotify, Apple Music und Co bereits seit gestern mit den Tracks von „Fever Focus“ bestückt werden können, müssen die Vinyl-Apologeten sich noch bis zum haptischen Release am 30. November gedulden. „Fever Focus“ gibt sich mit der Erfüllung schwammiger Erwartungen an den Sound von Jacqes Greene zufrieden. Was vielleicht auch ganz gut ist, sind es nicht selten doch die übergroßen Ambitionen, die das eigentliche Hörerlebnis einer Platte empfindlich stören. „Fever Focus“ versinkt knietief im Deep-House-Groove. Die für ihn typischen gechoppten Vocal-Samples umflattern ausurfernde, schimmernde Synthie-Melodien, von den drunterliegenden Texturen steigt eine wohlige Wärme auf. Keine Überraschungen – und daher sehr sehr angenehm.

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Monty Adkins – Empire

Thaddeus: Der Komponist Monty Adkins hatte bislang auf meiner Festplatte noch keinen Ordner. Skandalös eigentlich, wobei es herauszufinden gilt, ob es mehr Perlen wie „Empire“ in seinem Backcatalogue gibt. Ich bin da optimistisch. Und sollte ich tatsächlich auf einer falschen Fährte sein, höre ich diese 50 Minuten hier einfach bis zum Ende der Welt. „Empire“ ist Adkins Soundtrack zum gleichnamigen Film von Andy Warhol, der 1964 das ikonische Empire State Building in New York acht Stunden lang verstummfilmte. Anders als Warhol, der das Gebäude nur aus einer Einstellung in den Blick nahm, entwickelt sich Adkins’ Musik stetig weiter, wenn auch nur in kleinen Schritten auf umso leiseren Sohlen. Das Grundmotiv zieht sich durch das gesamte Album: eine Glockenmelodie, bestehend aus neun Tönen, die sich in ihrem loopigen Character immer wieder dreht und wendet. Adkins arbeitet intensiv an der Veränderung des ambienten Hintergrunds und zieht so eine ordnende Struktur in den mitreißenden Rausch der figurativen Stille. Anfangs könnte man denken, Adkins würde ähnlich Eno generativ arbeiten und sich somit selbst aus dem eigentlichen Geschehen ausblenden. Doch es stellt sich schnell heraus, dass dem nicht so ist – im Gegenteil. Hier wirkt eine große Seele und kein Algorithmus, alles ist genauestens geplant und arrangiert. So wird das Album zur erleuchtenden Herausforderung. Lässt man sich wirklich darauf ein und entfernt sich von der alten Gebrauchsanweisung für Ambient, steigt man hier so tief hinab wie das Empire State Building hoch ist. Und fühlt sich auf jeder Treppenstufe auf abstrakte Weise beschützer.

Ein Berliner SpukgemäuerFilmkritik: „Suspiria“ von Luca Guadagnino

Leseliste 18. November 2018 – andere Medien, andere ThemenMusikjournalismus, Gritty, Gamification und Kreuzfahrten