Soft Cell, NASHI44, Cool MaritimeWochenend-Walkman – 20. Mai 2022

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Jeden Freitag haben wir drei Platten für euch – zumeist drei Tipps, mindestens aber drei Meinungen. Nicht immer neu, doch immer die Erwähnung wert. Heute mit: Soft Cell, NASHI44 und Cool Maritime.

WWalkman-20052022-Soft Cell-Artwork

Soft Cell – Happiness Not Included

Thaddi: „Hey Thaddi, na? Wie findest du denn das neue Album von Soft Cell?“ „Moment, es gibt es neues Album von Soft Cell? Meine Social-Media-Skills sind offenkundig verblasst. Muss ich mir anhören.“ „Mach das mal und meld dich!“ „Hey, ich bin’s, habe die Platte jetzt ein paar Mal gehört. Ich weiß nicht.“ „Aber ist doch eigentlich wie früher, oder?“ „Ja, aber nein. Stimmt schon irgendwie. Dankenswerterweise wenig Moderne, dann aber doch zu laute Beats und Ibiza-Presets. Das ist schade, weil viele der Tracks dann eben doch genau das atmen und rekapitulieren, was die Band eins ausmachte. Für die Koop mit den Pet Shop Boys könnte ich aber alle Beteiligten ohrfeigen. Ich schiebe diesen Faux-pas eher in Schuhe der Herren Lowe und Tennant als Almond und Ball. Zum Glück ist dieses Stück sehr kurz, es passt aber dennoch nicht. Egal.“ „Was ist denn dann das Problem?“ „Alles ist so clean! Die Platte klingt wie der Kotflügel eines antiken Jaguars, der 24/7 von einem Kotflügel-Experten geputzt wird. Sehr shiny, klar, aber eben auch super langweilig irgendwie.“ „Musst du erklären!“ „Naja, die cheesiness, die Soft Cell zwar nicht immer, aber doch oft hatten, kommt so brutal an die Oberfläche, dass dann eben doch viel verwässert. So wie ein G&T am Ballermann.“ „Also nicht Torremolinos.“ „Nein. Ich habe mir ja Jahre eingebildet, dass Almond Terrormolinos singt. Was ja noch besser gewesen wäre. Aber das geht schon ok so. Das Album hat auch große Momente. Die dann aber auch nur klingen wie in der Vergangenheit. Es gibt Schlimmeres.“ „Wann kommt eigentlich das neue Album von Depeche Mode?“ „Tschüssi!“

NASHI44 Asia Box Cover

NASHI44 – Asia Box

Ji-Hun: Nashi44 ist eine junge Künstlerin aus Neukölln und hat für mich mit ihrer EP „Asia Box“ eines der spannendsten Rap-Entwürfe der letzten Zeit herausgebracht. Sie ist nicht nur talentiert, musikalisch, klug und virtuos (Sie studierte in Leipzig Jazz und Pop, brach es aber zugunsten Ihrer Musikkarriere ab). Sie bringt mit ihren Themen und Texten ein Feld in den Fokus, der bislang in der hiesigen Popkultur völlig unterrepräsentiert ist. Es geht oft vor allem auch um anti-asiatischen Rassismus und Sexismus. Das macht ihre brillanten Punchlines für mich natürlich relatable, aber es ist auch der Rest, der mich extrem abholt. Trockene und slammende Beats, ein aggressiver Grundtenor, kein unnötiges Pop-Gemauschel, tighte Doubletimes und zugleich samtene R’n’B-Versätze. „Asia Box“ liefert sieben Hits mit einer Sprache und Eloquenz, die offen, direkt ist und immer Wahrheiten hervorbringt. Das ist in der inflationär gefluteten Rap-Welt mindestens eine kleine Sensation.

big earth energy

Cool Maritime – Big Earth Energy

Jan-Peter: Pet Shop Boys? Ohrfeigen? Was schreibt der Kollege denn da oben? Wir sprechen uns nach deinem Kurzurlaub. Ich atme derweil tief durch, schön wellenförmig, das macht den Brustkorb frei. Die dazu passende Musik kommt von Cool Maritime, und kann ein Album einen New-Agigeren Namen haben als „Big Earth Energy“? Da ist der Grat zwischen Eleganz und Esoterik bekanntlich schmal, Sean Hellfritsch balanciert ihn mit seinen Klangwelten aber recht gekonnt. Erinnert mich an, ach kuck, Kaitlyn Aurelia Smith ist anscheinend seine Ehefrau. Jetzt wird mir einiges klar. Angenehmer Flow, schöne Rhythmik. Aber was ist mit dem Cover? Ich komme aus einer Stadt, die einen Frosch als Wappentier hat, so druff wie hier sieht er auf den offiziellen Dokumenten dort allerdings nie aus. Ist das am Ende gar der Soundtrack für die Goa-Afterhour? Nein, es ist einfach eine gefällige kleine Auszeit. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Iron Curtis B2B QuarionUnser Mix der Woche

Frequenzfilter 21. Mai 2022 – andere Medien, andere ThemenTaylor Hawkins, Techno in Jordanien und eine kurze Geschichte der atomaren Abschreckung