Jeden Freitag haben wir drei Platten für euch – zumeist drei Tipps, mindestens aber drei Meinungen. Nicht immer neu, doch immer die Erwähnung wert. Heute mit: Rhythm & Sound, Black Coffee und John Carpenter.
Rhythm & Sound – s/t
Thaddi: Da ich aktuell sowieso am liebsten in der Vergangenheit lebe, war ich über einen Hinweis der lieben Kolleg_innen von Boomkat besonders dankbar, die auf einen weiteren 20. Geburtstag einer enorm einflussreichen Platte aufmerksam machen: den der zweiten Compilation von Rhythm & Sound. Ich musste mal wieder einen Moment innehalten. Die Vorstellung, schon zwei Jahrzehnte mit dieser Zusammenstellung – und noch länger mit den korrespondierenden 12"s zu leben, überraschte mich. Selbst hier und heute, wo doch Zeit rein gar nichts mehr bedeutet und ausschließlich um mich herum murmeltiert. Burial Mix, Main Street und eben Rhythm & Sound bedeuten mir im Werk von Moritz von Oswald und Mark Ernestus viel mehr als Basic Channel, und diese leergeräumten und praktisch ausnahmslos instrumentalen leichtfüßigen Schwergewichte der Dub-Geschichte rauschen auch heute noch nicht an mir vorbei, sondern mitten in mich hinein. Und ich bin nach wie vor weit davon entfernt, die vielschichtige Tragweite der Kompositionen in den Hallfahnen ausmachen zu können. Ein Lebensprojekt. Wie gut, dass Zeit gerade jetzt keine Rolle spielt.
Black Coffee – Subconsciously
Benedikt: Wie groß darf sich eine Liste von Gastkünstlern lesen? Diplo, Usher, Pharell Williams, Celeste, Cassie, Elderbrook. Klingt ganz schön glossy und ganz schön glossy klingt’s dann auch – Betonung auf „schön“. Denn niemand der erwähnten Künstler:innen steht hier den schnörkellosen, mitunter zarten House-Produktionen von Nathi Maphumulo im Wege. Stattdessen bringen Pharell, Celeste, Cassie und Usher ihre Stimmen mit, die sich natürlich auch deshalb so wunderbar ins Ohr legen, weil sie gute Bekannte sind. Am Ende ist es aber Sabrina Claudio auf dem Titeltrack „SBCNCSLY“, die mich mit ihrer stimmlichen Textur begeistert wie niemand sonst. Naja außer vielleicht Msaki, die genau wie Maphumulo selbst aus Südafrika kommt und deren Stimme hier so wunderbar gedoppelt bzw. overdubbed wird. Musiker:innen seines Kontinents mehr Gehör zu verschaffen ist aller internationalen Superstars zum Trotz nach wie vor ein Anliegen von Maphumulo. Und es gelingt ihm gut. Denn die Namen Msaki, Una Rams, Tellaman und Sun-EL Musician werden nicht zuletzt deshalb hängenbleiben, weil ihre Auftritte auf „Subconsciously“ mal eben Diplo, Elderbrook oder Cassie in den Schatten stellen.
John Carpenter – Lost Themes III: Alive After Death
Ji-Hun: Seit 2015 ist die Horror-Regielegende John Carpenter gemeinsam mit seinem Sohn Cody Carpenter und Daniel Davies wieder fokussiert als Musiker aktiv. Viele verdrängen, dass man in Hollywood auch mehrere Sachen gut kann. Darunter auch Regie führen und Soundtracks komponieren, wobei das wohl kaum niemand so beeindruckend hinbekommen hat wie der Regisseur von „Big Trouble in Little China“, Halloween“ und Die „Klapperschlange“. Nach „Lost Themes I“ und Lost Themes II“ nun der dritte Teil der Reihe fiktiver Soundtracks und es ist düster, gruselig, aber es schillert eben auch nach großem Kino und Rockgestus. Und diese Klarheit, Eindeutigkeit wirkt erfrischend, weil nicht verkrampft verschachtelt. So wird selbst der reduntanteste Winterspaziergang im Park mit ein bisschen Fantasie zum dramatischen Abenteuer. Von jener kann man derzeit sowieso nicht genug haben.