Ravegeschichte: 25 Jahre 1992Heute: „Trip II The Moon“ von Acen
20.4.2017 • Sounds – Text: Jan-Peter Wulf1992 war das große Jahr von UK-Rave, Breakbeats und Hardcore. Das-Filter-Redakteur Jan-Peter Wulf stellt euch in seiner Kolumne die Stücke vor, mit denen ein Underground-Phänomen zum Chartbreaker-Lieferant wurde. Eine kurze, aber spannende Zeit, die vor 26 Jahren begann und vor 24 Jahren schon fast wieder zu Ende war. Heute dreht es sich um die Rave-Trilogie „Trip II The Moon“ von Acen.
Raverchens Mondfahrt, eine Reise zu unserem treuen Trabanten in drei Akten: Das ist „Trip II the Moon“. Ein tanzbares Trip-Tychon aus dem Jahr 1992. Produziert, nein: komponiert von Syed Ahsen Razvi alias Acen. Im Gegensatz zu den vielen, betont oder – weil die kompositorische Kompetenz nichts anderes erlaubte – notgedrungen rauen, versatzstückhaften Tracks dieser Ära sind diese drei hier geradezu filigran arrangiert. Ständig passiert etwas Neues, immer wieder kommt ein musikalisches Element hinzu, es gibt keine Beat-Durststrecken, nach fast jedem vierten Takt ist etwas anders. Kurzweilig. Wobei der Grad der Finesse von Teil eins zu Teil drei von „Trip II The Moon“ stetig zunimmt. Teil drei, „Kaleidoskopklimax“, ist denn auch mein Liebling. Ich erinnere mich gut, dass ich ihn auf den „Soundtrack“ eines Videos geschmuggelt habe, das wir für unsere französischen Schüleraustauschpartner gedreht haben. Es stach aus dem Geschrammel à la „Killing In The Name Of“ und „Everything About You“ qualitativ heraus. Was freilich nur ich so sah. Die Tragik des Landravers.
Acens Musik ist schnell und schrill, ohne hektisch zu sein, ohne den Groove zu verlieren. Und sie erzeugt mit fast absurden Samples spannende Brüche – hier ist es „You Only Live Twice“ (John Barry feat. Nancy Sinatra), beim ersten Acen-Release „Close Your Eyes“ (1991) musste „Here Comes The Sun“ von den Beatles herhalten. Kleine Neben-Ravegeschichte: Razvi bildete zusammen mit Floyd Dyce zeitweilig auch den Act „The House Crew“, deren „We Are Hardcore“ (auch 1992) sich ebenfalls zu den Hymnen dieser Zeit zählen darf. 1993 erschien mit „Window In The Sky“ nochmals eine schillerndere Darbietung dieser hochtönig-kleinteiligen Rave-Spielart, leider war danach Schluss mit der Schönheit. Spätere Acen-Veröffentlichungen wie „Dirty Raver“ klingen nach hilflosem Mr-Oizo-Plagiarismus ohne Handpuppen-Charme. Egal: Die Mondfahrten bleiben im kollektiven Rave-Gedächtnis. Ein großer Step für den Dancefloor.