Ravegeschichte: 25 Jahre 1992Heute: „Raving I'm Raving“ von Shut Up And Dance feat. Peter Bouncer

1992 war das große Jahr von UK-Rave, Breakbeats und Hardcore. Das-Filter-Redakteur Jan-Peter Wulf stellt euch in seiner Kolumne die Stücke vor, mit denen ein Underground-Phänomen zum Chartbreaker-Lieferant wurde. Eine kurze, aber spannende Zeit, die vor 26 Jahren begann und vor 24 Jahren schon fast wieder zu Ende war. Heute schnüren wir unsere Raveschühchen und treten damit Elvis und Scooter in den Allerwertesten.

„Who Is Elvis“, fragte der deutsche Act Interactive in seinem wohl bekanntesten Track. Natürlich anno 1992. Die Frage ist berechtigt: Elvis, wer soll das bitte sein? Rock'n'Roll ist 1992 ziemlich tot, zumindest für den Ravegeschichtenerzähler. Ein Jahr zuvor hatte ein gewisser Marc Cohn eine mediokre Rockballade namens „Walking In Memphis“ rausgebracht, die später von Cher mit all ihrer Routine zu einem unsäglichen Berliner-Rundfunk-Hit verrinnsalt werden sollte. Das bessere Cover hingegen, besser als das Original, kam 1992 von Shut Up & Dance. Als hätten sie sich Interactives Abgesang zu Herzen genommen, machten die Briten aus den schwelgerischen Lyrics einen der wenigen überhaupt mit richtigem Textgesang versehenen Raveklassiker, indem sie die selbstvergessene Flanierie in Tennessee in den verschallerten Club verlegten.

Rock:

Put on my blue suede shoes
And I boarded the plane
Touched down in the land of the Delta Blues
In the middle of the pouring rain
W.C. Handy, won't you look down over me
Yeah, I got a first class ticket
But I'm as blue as a boy can be

Then I'm walking in Memphis
Was walking with my feet, ten feet off of Beale
Walking in Memphis
But do I really feel the way I feel

Saw the ghost of Elvis
On Union Avenue
Followed him up to the gates of Graceland
Then I watched him walk right through
usw.

Rave:

Put on my raving shoes
And I boarded the plane
Touched down in the land where the skies were blue
In the middle of the pouring rain
Everybody was happy - ecstacy shining down on me
Yeah I got a first class ticket
Feeling as good as a boy can be

I'm raving, I'm raving
I'm raving till the sweat shirt falls down off me
I'm raving, I'm raving
But do I really feel the way I feel

For me...
For me...
For me...
For me...
Flip it up!
Flip it up!
Flip it up!
Flip it up soul!

Vielleicht ist Rave doch der wahre Punk. Diese beherzte Abwendung vom Rockismus ist meiner Meinung nach seine größte Errungenschaft. Diese Frische, diese Freiheit, die ihn im Jahr 1992 noch auszeichnet – wundervoll. Ich erinnere mich gut daran, wie ich das Stück zum ersten Mal in der legendären Radioshow „Steve Mason Experience“ auf dem Soldatensender BFBS gehört – für den Landraver ein absolut identitätsstiftendes Audioformat – und es mir gleich per Mailorder bestellt habe. Als die Maxi-CD da war, war die Enttäuschung groß. Denn die „Raving I'm Raving“-Version darauf war ganz anders. Andere Melodieführung, komplett anderes Stück, nichts war von dem ironischen Cover geblieben. Da musste wohl ein Anwalt Post an den Briefkasten von Shut Up And Dance Records (SUAD war nämlich nicht nur ein Dance-Act, sondern auch ein Label, auf dem auch die großartige Nicolette sowie The Ragga Twins ihre Stücke veröffentlichten) geschickt und mit Unterlassungsklage gedroht haben.

Vier Jahre später sollte ein weiterer deutscher Technoact, offensichtlich mit besseren Nutzungsrechten ausgestattet, ein Cover-Cover MIT Dudelsack machen: Ein einziges Wörtchen veränderten Scooter gegenüber der SUAD-Version: Aus „ecstasy shining down on me“ wurde „energy shining down on me“. Damit ist eigentlich alles über Scooter gesagt, was über Scooter gesagt werden muss. Who is H.P. Baxxter?

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