Dank Boomboxen im Park, zur Afterhour vorbeiziehenden Grüppchen, morgendlichem Wummern aus den Clubs an der Spree und nicht zuletzt dank miserabler In-Ears der Sitznachbarn im M29 kriegt man auch als Ex-Clubgänger mit: Die Geschwindigkeit des aktuellen Clubsounds ist konsequent FDP – weit über 130. Tempolimit? Fickt euch. Finde ich in diesem Fall gut, denn allein damit erzeugt man Abgrenzung gegenüber den alten Säcken wie mir, die das gar nicht lange durchhalten und als Ausrede dann anführen, dass mehr als 125 BPM doch keinen Groove hat. Nun, was mir beim Hören alter – schneller – Platten immer wieder auffällt: Viele wären schon einfach besser, wären sie langsamer. Viele sind einfach besser, spielt man sie langsamer. Wisdom To The Wise von Dave Clarke, ein bisschen runtergepitcht, ganz groß, um nur ein Beispiel zu nennen. Schnellen Techno funky zu machen, ist echt nicht so leicht. Das muss man können, wenn man nicht einfach mit Donnern und Kreischen wie beim Durchschnittsgabber konsequent auf formalästhetische Kategorien pfeift.

Das war jetzt ein langes Intro für die eigentlich kurze Ansage: Skorri aus Island kann das. Seine elf Tracks des Debütalbums sind wie aus einem Guss, schnörkellos und geradlinig, mit deutlich besseren Nineties-Anleihen (z.B. auf „justletitloose“) als zuletzt bei Peggy Gou und fast immer auf dem Sweetspot zwischen schlau und schranzig unterwegs. Klar, durchhören strengt an, aber wir sind hier auch nicht bei Dreamdance. Für mich klingt die Platte so wie gemacht von jemandem, der jederzeit ein noch viel größeres musikalisches Repertoire bedienen und auffahren kann, sich aber bewusst ist, dass er hier quasi einen Genrefilm dreht und deswegen ganz bei dessen Regeln bleibt – was ich nur gut finde. Tracks wie „fullfusion“ oder „leðurjakkatöffari“ deuten die versteckte Vielseitigkeit an, während Nummern wie „I Phone“ „feelyourtouch“ mir einfach Spaß machen, während ihre Bässe mein Hirn zermartern. Schranzen ist auch Sport, und Randyrtsport ist ziemlich großer. Feier ich.