Plattenkritik: Romano – Vulkano Romano (Nonstop Pop)Lass' die Liebe in dein Herz

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Romano ist zurück und lässt den Sprechgesang fürs Erste hinter sich: Romano Vulkano ist ein kitschig-schönes Album über echte Gefühle.

Da ich ja in Treptow-Köpenick lebe, ist Romano mein Kiezrapper Nummer eins. Neukölln ist zwar nur einen Bürgersteig von mir entfernt, aber eine musikalisch ganz andere Welt. So betont böse immer irgendwie. Da bleibe ich doch lieber hier drüben. Also: Nach sechs Jahren – so lange liegt Copyshop zurück – hat der Mann mit den langen Haaren ein neues Album herausgebracht, „Vulkano Romano“. Und Romano erfindet sich damit noch mal ganz neu: Der Sprechgesang, bei ihm ja immer klar, verständlich, nicht genuschelt und ohne die immergleichen Autotunes verzerrt, ist weitgehend weg. 

Statt dessen singt der Mann – Gesangsunterricht nimmt er ja schon seit vielen Jahren – und tut das mit einer ziemlichen Inbrunst und Heiterkeit: von Liebe, Leidenschaft, Romantik, Fetischen, Seitensprüngen. „Heute brenn’ ich keine Bank ab“, trällert er in „Zeit für Emotion“ mit Verweis auf seinen Polit-Klassiker.

Statt dessen: „Mach dich bereit für die Fusion. Denn wir sind high von den Hormonen. Feuer und Eis, wie ne Eruption.“ Prosecco, Raffaello, Cornetto, die nächste Maschine ins Land der Liebe. Zwischenzeitlich springt ihm gar „Papaya“-Barde Alexander Marcus zur Seite. Mit HipHop hat das Ganze nur noch im Entferntesten etwas zu tun, „Vulkano Romano“ ist Pop, Schlager, ein bisschen Funk, und Angst vor Schlagerkitsch hat hier jemand offensichtlich ganz und gar nicht. Hatte er ja aber noch nie, wenn man es genau nimmt. „Edelpop“ nennt Roman Geike es selbst. 

Was soll man nun dazu sagen? Lassen wir Romano es doch selbst tun bzw. singen: „Ich bin ein Vorstadtcityboy und bleib der Vorstadtcity treu.“

Oh ja. „Vulkano Romano“ ist tatsächlich sehr suburb und hangelt sich am Kleinbürgerlichen entlang, liebevoll, ohne sich darüber lustig zu machen. Das nehme ich ihm voll und ganz ab: Der Mann ist ein Guter, jemand, der das Herz am rechten Fleck hat. Und der in einer üblen Zeit nicht von noch mehr (und von nur ganz wenig) Übelkeit sprechen mag und statt dessen der naiven Passion den Weg frei macht. „Parmiggiano Origano, Vitello Tonnato, Vulkano Romano.“ „Das Feuer brennt. Spür die Eruption. Wirf mein letztes Hemd. In den Lavastrom.“ Klingt furniert wie die Holzvertäfelung beim Italiener um die Ecke, aber gerade das macht es so charmant. Lieblingstrack? Versailles. Mit Querflöte. Das hochbarocke Video dazu gedreht im Schloss Bückeburg. Romano bleibt der Paradiesvogel seines Genres, wobei sich die Frage stellt, was für ein Genre das überhaupt noch sein soll. Mit „Vulkano Romano“ könnte er glatt im ZDF-Fernsehgarten auftreten, und ich glaube, das würde er gar nicht mal ungern tun. Hach.

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