Dieses Album ist historischem Grund und Boden gewidmet. Der Yoyogi-Park ist die grüne Lunge von Tokio. Mitten in Shibuya gelegen, kann man hier für einen Moment die Hektik der Großstadt vergessen. Hier startete 1910 das erste Flugzeug in Japan, hier wurde zu den Olympischen Spielen 1964 Sport getrieben, hier blühen die Schwertlilien. Hier spielt auch die neue Platte von Peter Kersten. Der Mitgründer von „Dial Records“ veröffentlicht schon seit längerem auch auf dem japanischen Label „Mule Musiq“. „Yoyogi Park“ ist seine dritte LP für den Außenposten des guten House-Geschmacks.
Hinsichtlich der Veröffentlichung von Langspielern ist Dials Darling Peter Kersten ganz und gar nicht zu den Weltenbummlern zu zählen. Er nistet sich dort ein, wo er sich verstanden und gut aufgehoben fühlt. Nachdem der Single-Reigen auf Mule Mitte der Nullerjahre losging, war die Fortführung ins Albumformat eigentlich konsequent. Dass es schließlich sogar eine Trilogie geworden ist, ist nun umso konsequenter. Mochte man besonders nach dem zweiten Streich „A Day In Life“ noch an eine programmatische, Ambient alike Auslagerung glauben, ziert der aktuelle Plot den klassischen „Lawrence-Blues“ von der ersten Rille an.
Das meint vor allem House ohne Hektik und mit von Dial ausgeborgter 4/4 Kickdrum die für Mule-Verhältnisse ungewohnt omnipräsent zu Tage tritt und stärker an das ältere Maxi-Handwerk erinnert. Der Meister der Melancholie ist und war Lawrence ja schon immer. Auf „Blue Mountain“ stellt er das erneut stilsicher und ohne großartige Sperenzien unter Beweis. Zu den Highlights zählt „Ava“, ein behutsam tapsendes Breaks Stück für fahrige Tagträumereien.
Ferner fungieren etwas peppigere Nummern wie „Clouds & Arrows“ als kongenialer Gegenpol und lassen „Yoyogi Park“ zum beinahe dancefloorlastigsten Moment Kerstens gegenwärtiger Produzententätigkeit florieren – zumindest was seine Arbeit auf Mule betrifft. Das titelgebende Thema des Yoyogi Parks beschreibt den Antagonismus zwischen seichtem Dahinplätschern und vorsichtigem Aufbäumen mit der dementsprechenden Unverblümtheit, wie sich der rastlose japanische Alltag und ein paar Minuten Entspannung im Herzen Shibuyas eben gerade so tangieren.