Plattenkritik: King Creosote - From Scotland With LoveSoundtrack und Liebeserklärung in einem
15.7.2014 • Sounds – Text: Thaddeus HerrmannÜber 40 Alben hat Kenny Anderson bereits veröffentlicht. Dieses hier ist eines seiner besten.
Das sagt sich leichter, als es zu belegen ist. Zumindest bei mir. Denn ich kenne Kenny und seine Musik eigentlich aus anderen Zusammenhängen. 2011 machte er eine Platte zusammen mit Elektronika-Darling Jon Hopkins und die riss mich von den Füßen. Denn Männer mit ihren Folk-Gitarren sind meine Sache eigentlich nicht. Fürs Protokoll: Frauen mit Folk-Gitarren auch nicht. Natürlich glitzert es immer wieder in diesem unübersichtlichen Œuvre, doch sich wirklich umfassend darauf einzulassen, ist mir aber schon zeitlich schlicht nicht möglich. Da kommt es immer sehr gelegen, wenn durch Studio-Freundschaften wie zwischen Hopkins und Anderson sich plötzlich die Gelegenheit ergibt, andere Universen zumindest flüchtig kennenzulernen. Wir hören mal kurz rein, aufgrund von Googles Schwanzeinzieherei nur in einen Bootleg, irgendwie auch angemessen.
Auch das neue Album ist etwas Besonderes. Fans des Schotten, größere Fans als ich, werden mich steinigen und sagen: Jede verdammte Platte von Kenny ist etwas verdammt Besonderes, du verdammtes Arschloch. Mag sein. Ich versuche es nochmal. Das neue Album ist etwas Besonderes, weil das Thema klar gesetzt ist. Es ist ein Soundtrack für den Dokumentarfilm von Virginia Heath. „From Scotland With Love“ zeigt Land und Leute vollkommen ungeschminkt und vor allem auch unkommentiert. Das besorgt die Musik von Anderson. Und weil es um Erinnerungen geht, ist die Musik sanft, natürlich voller Emotionen und lässt für eine Albumlänge die Welt da draußen einfach mal draußen. Das mögen einige kitschig nennen, andere vielleicht verstaubt, ist aber tatsächlich eine überaus frische Essenz einer wichtigen musikalischen Tradition. Anderson schreibt großartige Songs, singt einzigartig und überlegen und wenn er so ein kleines Orchester im Hintergrund hat, dann bekommt die kleine Musik plötzlich eine Größe und Würde, die man ihr so gar nicht zugetraut hätte. Und so schließt sich auch der Kreis zurück zu seiner Zusammenarbeit mit Jon Hopkins. Es braucht manchmal nur eine ganz kleine Bewegung am Produktionsrädchen, um aus toll brillant zu machen. Den beiden gelang das damals. Und Anderson hier auch. „From Scotland With Love“ ist ein wundervoll vielschichtiges Album, bestimmt voller toller Geschichten - es dauert immer eine Weile, bis man sein Highlander-Nuscheln dechiffriert hat - und ein Grund mehr, sich dem Folk endlich wieder zu nähern.