Plattenkritik: John Tejada - Signs Under TestStresstest bestanden
5.2.2015 • Sounds – Text: Thaddeus HerrmannDas bislang beste Album des Techno-Feldherren aus Los Angeles.
Mr. Tejada hat uns schon mehrfach beeindruckt, seit Das Filter online ist (vorher natürlich auch schon). Mit tollen Platten und als DJ - exklusiv für uns, als Archivarius mit historischem Fokus. Sein neues Album weist kongenial den Weg in die Zukunft.
Tejada ist seit Jahren der Meister an der Waage zwischen Funktionalität und frei schwingendem Pop. Er weiß, wie Tracks funktionieren müssen, um ihre mitreißende Wirkung zu entfalten. Und seit ebenso langer Zeit wünschen sich seine Fans, dass er an ein paar Stellschrauben minimale Veränderungen vornimmt, um das Gleichgewicht zwischen diesen beiden Polen sachte zu verschieben, um so den Pop und damit das Songwriting noch mehr zu betonen. Diese Platte leistet genau das.
Rollentausch
Denn die zehn Stücke wurden von Tejada nicht nur einfach feinjustiert, sondern mit den präzisesten Präzisionsschraubenziehern bearbeitet. Das Ergebnis klingt wie die Essenz dessen, wovon Dancefloor-Bewohnerinnen und - Bewohner immer geträumt haben. Geradeaus gedachter Fokus auf das Wesentliche. Mit einer dann doch überraschenden Betonung auf Sounds und Stimmungen, die man so von ihm nicht erwartet hätte. Eine Art Rollentausch. Ist es die schwer wummernde Bassline, die den Track ausmacht, dann steht sie vorne. Und ist es die flirrende Melodie, die das Stück ausmacht, dann gehört ihr die ganze Aufmerksamkeit. „Signs Under Test“ klingt so, als hätte Tejada vor den Aufnahmen seinem Maschinenpark eine freundliche Standpauke gehalten. Wir können das nur gemeinsam schaffen. Kein Ego, keine Streitereien und „no hard feelings, everyone“. Immer im Team. Und nun bitte: Eins, zwei, drei, vier. Die Chords sitzen, die Beats kicken, die Hallräume haben die richtige Größe, die Schaltkreise schwitzen, ächzen, zerren und schwurbeln. Und Tejada als Dirigent lächelt. Vielleicht ist das der große Unterschied zu seinen letzten Alben. Ein Mann und seine Maschinen unter der kalifornischen Sonne. Und allen gemeinsam ist zeitgleich aufgefallen, dass sie scheint. Hell und freundlich.
Disclaimer: Diese Review habe ich ursprünglich am 25. Juli 2014 geschrieben. So lange trage ich die Platte schon unterm Herzen. Jetzt bräuchte ich eigentlich schon wieder neue Tracks.