Plattenkritik: Jacques Greene - Phantom VibrateNew York buchstabiert man T.R.A.N.C.E.
22.4.2014 • Sounds – Text: Thaddeus HerrmannDas Hipster-Klappern ist vorbei.
Ein Blick auf den Kalender zeigt, dass es dringend Zeit wird, die ersten potenziellen Sommer-Hits zu verplaylisten. Wie gut, dass Jacques Greene das genauso auf dem Zettel hat und - noch besser - auch noch das entsprechende Futter liefert. Drei Tracks platziert er auf dieser 12“ für das Glasgower Label LuckyMe, einem Label, auf dem es in den vergangenen Jahren immer wieder Mal gerne rumpelte und hektisch zuckte.
Hier strahlt alles nur.
Wie war das also mit den Sommerhits? Alle drei Tracks seiner neuen EP fallen in diese Kategorie, wobei Tracks eigentlich das völlig falsche Stichwort ist. Songs trifft es viel besser, nicht nur weil Vocals eine tragende und entscheidende Rolle spielen. „No Excuse“, der Opener, ist ein Beispiel dafür, wie die Tradition der lockeren Arrangements und gebrochenen Beats der vergangenen Jahre schon mit ein wenig Augenmerk auf Freundlichkeit in den Sounds und verschmitzt lächelnden Vocal-Fetzen auf ein völlig neues Lebel gehoben werden kann. Greene denkt das nicht nur, sondern tut es einfach. Ganz in der Tradition der Berliner Superboy-Band Moderat, bei der er auch sonst gut zugehört hat, vor allem, was das Sound Design angeht. Dreckige Rave-Hörner, orchestrale Explosionen in episch-tragenden Nationalhymnen-Tonarten, luftdicht verbunden mit den gelernten Mechanismen des Danceefloors der Menschen, die lieber zappeln als marschieren. „Feel What“ zeigt das eindrücklich, der eigentliche Hit der Platte. Da gehen die Hände in die Luft, die Arpeggios jucken auf Knöchelhöhe und die Melodie ist derart mitreißend, als hätte sie Sasha Waltz für eine Stroboskop-Performance eigens komponiert. Eine Party im Schnelldurchlauf.
Entsprechend schnell bremst dann „Night Tracking“ das Tempo, klebt endlich den Trance-Spucki auf die Bassdrum und verabschiedet sich im grünlich schimmernden Nebel des Halls.
Jacques Greene, Phantom Vibrate, ist auf LuckyMe erschienen.