Plattenkritik: High Llamas – Hey Panda (Drag City)Get Back Into the Gallery Shop

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Auf einmal ist eine neue Platte der High Llamas da, das erste richtige Album seit 13 Jahren. Jan-Peter Wulf freut sich sehr darüber.

Kürzlich habe ich mal wieder „Gideon Gaye“ gehört. 30 Jahre hat dieses schöne Album der „High Llamas“, überhaupt alle Alben der Band sind schön, auf dem Buckel. Dieses Schwelgerische, Verträumte, das Sean O’Hagan und Mitstreitende in ihre Musik bringen, hat mich immer fasziniert und auf eine ganz eigene Weise berührt – emotional, aber nicht pathetisch, ein arty Beach-Boys-Themenpark mit Mut zur Muzak. Lala-lala-lala-lala-la-la! Immer wieder hörenswert. Ich hatte indes nichts Neues mehr von den High Llamas erwartet, vor 13 Jahren kam das letzte Album raus, vor acht Jahren noch die Vertonung für ein Theaterstück. Aber jetzt, unverhofft: „Hey Panda“. Und oh ist es fresh: O’Hagan ist mittlerweile zwar in seinen Sechzigern angekommen, aber hat sich ganz offensichtlich entschieden, ganz jung zu bleiben.

Man liest, er habe sich von dem inspirieren lassen, was seine Kinder an Musik ins Haus bringen, von dem, was ihm TikTok aufs Handy spült, um dies in seiner eigenen Art zu verarbeiten. Vocoder und Autotunes tauchen auf, etwa wenn Bonnie Prince Billy in „How the best was won“ die Stimme erhebt (mega), es kommt 909-Geklapper dazu wie in „La Masse“, sodass es fast klingt wie der Sound aus jedem zweiten Auto auf der Sonnenallee. Die Choräle und Streicher früherer Alben hingegen bleiben meist stumm oder melden sich kurz zu Wort. Aktuelle Trends aufgreifen, ja, so etwas kann auch gründlich daneben gehen, tut es aber hier nicht. Gar nicht. „Hey Panda“ ist ein wunderbar abwechslungsreiches, mal schwungvolles, mal sympathisch und wie in alten Zeiten verspultes Album. Eines, das immer wieder mit höchst überraschenden Wendungen zu begeistern weiß. „Fall Of The Mountain“ zum Beispiel beginnt als geradezu klassische Brian-Wilson-Hommage, um dann in einen fantastischen Post-Funk zu wechseln. Und das verschlungene „Sisters Friends“ mit der hinreißenden Stimme von Rae Morris ist einer der schönsten Songs, die ich in diesem Jahr bisher gehört habe. Mag sein, dass „Hey Panda“ nicht jedem High-Llamas-Fan gefällt, weil es konzeptuell ziemlich aus der Reihe tanzt. Mir aber schon. Sehr sogar.

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