Plattenkritik: Erobique – No.2 (A Sexy)Die erträgliche Leichtigkeit des Scheins

erobique

25 Jahre nach seinem ersten Erobique-Album bringt Carsten Meyer das zweite raus. Und das ist gut, denn die Music is okay, findet Jan-Peter Wulf

Ich wollte es ja erst gar nicht glauben: Erobique hat sein zweites Album rausgebracht. Erst sein zweites Album, ein Viertelfuckingjahrhundert nach „Erosound“ anno 1998. Das ist umso verblüffender, als dass Carsten Meyer in dieser langen Zeit dazwischen ja nie wirklich weg war, ganz im Gegenteil: Er war Teil der Supergroup International Pony, releaste Platten als „Babyman“, schrieb Musik für u.a. den legendären Tatortreiniger und brachte ein Album mit Jaques Palminger raus, um nur ein bisschen was zu nennen, was so geschah in der Zwischenzeit. Nur eben kein Erobique-Album, während es den Act live zu erleben gab, was immer eine schöne Sache war. 

Jetzt, zur Silberhochzeit mit seinem Alter Ego sozusagen, erscheint Nummer zwei, es heißt „No. 2“ und vieles von dem, was man aus „Erosound“ kennt und schätzt (und falls noch nicht, bitte nachhören), ist auch hier auf der akustischen Agenda: Crooner und Beat, Funk und Fun, Tiefe und Wärme mit gleichzeitigem Mut, auch mal seicht und kitschig zu sein.

Die Fähigkeit, künstlerisches Können und teils großes instrumentales Arrangement durchaus auch mal in einem Stück zu verbergen, das sich möglicherweise (selbst)ironisch/kritisch „Verkackt“ nennt, macht Meyer aus. Ist es ein Abgesang auf unsere Zeit, unser Unvermögen, für eine gute Zukunft zu sorgen? Weiß man nicht. Es folgt ein niedliches Blockflötenstück namens „Zukunftsmusik“, das einem bei dieser Frage auch nicht so recht weiterhelfen mag. Wenn man jetzt „Erosound“ und „No. 2“ so nebeneinander legt und hört, dann wird es tatsächlich ein bisschen bittersüß. 1998 wurde ein einstiger Sozialist Kanzler, 2023 ist er ein verstörender reaktionärer Opportunist. 1998 war ein Mann US-Vizepräsident, der bei seiner Wahl 2000 Weichen gen Klimaschutz hätte stellen können und wollen. 2023 wird ein irrlichternder Mann wohl nur dann nicht wieder Präsidentschaftskandidat seiner Partei, wenn er ins Gefängnis gehen muss. Ach komm, dann lieber nochmal das Album durchhören, einen Klappstuhl aufstellen und dazu ein Getränk schlürfen wie schon zu „Erosound“. Damals waren Mojitos bei uns sehr angesagt. Warum nicht!

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