Plattenkritik: Erlend Øye & La Comitiva – La Comitiva (Bubbles)Sounds aus Südwegen

comitiva

Light is the new loud: Erlend Øye von den Kings of Convenience und Whitest Boy Alive hat zusammen mit italienischen Musikerkollegen ein schönes, luftiges Album aufgenommen.

„Das klingt doch wie dieser, wie heißt der noch mal aus Norwegen, aber der singt doch nicht italienisch?“, sagt die Partnerin, als das erste Stück „Matrimonio di Ruggiero“ im Wohnzimmer erklingt. Doch, tut er. Erlend Øye spricht und singt italienisch, lebt er doch schon seit 2012 in Siracusa auf Sizilien. Dort hat er sich vor Jahren schon mit befreundeten Musikern zusammen getan, um „La Comitiva“ zu kultivieren – essen, trinken, quatschen, jammen und so weiter. 2018 ging man gemeinsam auf eine kleine Südamerikatour, en route entstanden bereits erste der Stücke, die nun, ein gutes halbes Jahrzehnt später, auf einem Album erschienen sind. Zwischendurch war viel los, die Kings of Convenience veröffentlichten „Peace or Love“, La-Comitiva-Mitglied Marco Castello gleich zwei Alben, plus Covid.

Aber was ist schon Zeit? Im musikalischen Universum von Erlend Øye steht sie still und bewegt sich gleichzeitig in alle Richtungen. Der Wiedererkennungswert seines Werks – siehe erster Satz – ist hoch, gleichzeitig interessiert er sich offenkundig für musikalische Traditionen, wie sie etwa in „You And Only You“ verarbeitet werden, ein putziges Stück, in dem das Harry-Lime-Theme aus „Der Dritte Mann“ durchklingt. Ukulele, Gitarre, Cavaquinho, Bass – „La Comitiva“ zelebriert das Zupfen und schafft es sogar, „For The Time Being“, das Øye einst mit Phonique aufgenommen hat (immer noch ein Knaller) ein neues Gewand zu geben, das dem Stück gut steht. Posaune, Flöte, Trompete, Horn, Percussions: Das Instrumentarium, das auf „La Comitiva“ zum Einsatz kommt, ist zwar umfangreich, doch das Album bleibt luftig wie ein Spaziergang an der Wasserlinie von Siracusas imposanter Altstadt Ortigia. Eine Empfehlung für euren nächsten Aperitivo.

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