Seit mittlerweile 15 Jahren ist das Label Kann Records aus Leipzig eine geschmackssichere Qualitätsbank und mit dafür verantwortlich, dass die Stadt auch weltweit den Ruf genießt, elegante und zeitlose elektronische Musik zu veröffentlichen. Relativ neu im Katalog ist DJ Balduin, der seit fünf Jahren in Leipzig lebt, ursprünglich aus Süddeutschland stammt, und nach der EP „Da Float“ im letzten Winter nun sein Album „Concrete Mimosa“ releast hat. Christoph Balduin Stoppel betreibt selbst das Label GLYK, auf dem vor fünf Jahren sein erstes Album „Vvigmara“ erschien. In der Zwischenzeit gab es EPs bei Kompakt, QC und Inch by Inch. Die Zusammenarbeit mit Kann Records ist unterdessen eine ziemlich passgenaue Angelegenheit. Da kommt zusammen, was eigentlich schon längst zusammen gehört. „Concrete Mimosa“ ist eine sehnsuchtsvolle Platte, die sich zwar ständig zwischen den Koordinaten Club und DJ-Kultur bewegt, allerdings keine klassischen Tools liefert, was im Albumkontext ohnehin viel besser funktioniert. Breakbeats, Ambient, britische Hardcore-Heritage, Rave und cineastische Interpretationsräume sind die Ränder, an denen sich DJ Balduin bewegt. Zur Mitte erklingt mit „High“ dann doch ein clubtauglicher Deep-House-Track, um danach aber wieder charmant abzuebben. „Concrete Mimosa“ ist ein schönes Album, das mal wieder zeigt, dass es eine Berechtigung für House-Alben gibt, solange sie musikalisch und dramaturgisch so klug erzählt werden wie hier. Der Handymast auf dem Cover, der sich als Palme tarnt, zeigt diese stilistischen Herausforderungen, denen sich der Produzent bewusst aussetzt. Musik aus Computern und Maschinen kann funktional und kalt sein. Sobald man die Perspektiven ändert, kann aus grauem Beton aber auch ein naturhafter Sehnsuchtsort werden.