Plattenkritik: Beirut – Hadsel (Pompeii)Organ-isch

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Beiruts neues Album rückt ein oft verkanntes Instrument ins Zentrum: die Orgel. Jan-Peter Wulf stellt euch „Hadsel“ vor.

Berge, Fjorde, Wasser, Grün, wenig Mensch: Hadsel sieht auf den sommerlichen Fotos auf Google so aus wie der Ort, an dem man gerne sein möchte, wenn einem alles zu viel wird. Also genau jetzt, wo ja ziemlich alles ziemlich besch...eiden ist. Tja, in Hadsel wird es dieser Tage noch früher dunkel als hier, liegt die Kommune doch auf den Lofoten im Norden Norwegens, und den Sonnenschein auf den Google-Bildern wird es im November dort kaum geben. Es gibt Wochen, da kommt die Sonne gar nicht über den Horizont. Muss man mögen. Zach Condon tut es. Denn der Kopf hinter dem Indie-Ensemble Beirut kam gleich zu Beginn des Schicksalsjahres 2020 an. Noch vor Covid, also kein Lockdown-bedingtes Refugium wie bei so vielen, sondern persönlicher Rückzug: Der zart besaitete Mann hatte im Vorjahr gesundheitsbedingt die Tour abrupt abbrechen müssen, nach vielen Jahren ständigen Herumreisens war die Psyche im Eimer und die Stimme weg. Flucht in die Dunkelheit Norwegens, im Gepäck die Trompete, Bandmaschine, Synthesizer und Winterklamotten, insgesamt ein halbes Dutzend Koffer. „How I thought of this as a form of retreat and rejuvenation I will never know. I believe at this point my friends and family were convinced I had lost my mind, or would do so in the polar night“, schreibt Condon dazu.

In der Hütte steht eine alte gebläsebetriebene Orgel, später soll er an der knorrigen Kirchenorgel der Gemeinde spielen dürfen. Und dieses so anmutige wie oft verkannte Instrument spielt – es klingt etwas klischeehaft, ist aber eben so – in dem neuen Album denn auch eine tragende Rolle. Etwa im Eröffnungsstück, das auch „Hadsel“ heißt. Das Album mäandert zwischen Elegie und Elan, zwischen leichter Beschwingtheit und Tiefsinnigkeit – mitunter treffen diese Gefühle und Befindlichkeiten in einem Stück zueinander, was ein diffuses, aber schönes Gesamtbild erzeugt. Im langsamen Walzer zieht die Parade vor dem geistigen Auge und den Ohren entlang – mal ist es ein Trauermarsch, was uns Beirut da präsentiert, dann wieder schwingen Aufbruch und Optimismus mit. Das beschreibt doch ganz gut den Zustand, in dem wir uns gerade befinden, irgendwie.

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