Mix der Woche: Pilocka KrachEy Techno, nimm dich nicht so ernst
7.3.2017 • Sounds – Text: Benedikt BentlerMixe gibt es wie Sand am Meer. Einige sind großartig. Dieser hier kommt von Pilocka Krach, die ganz allein die Fahne der Abwechslung im Katermukke-Techhouse-Einerlei hochhält. Dafür aber ganz hoch.
Katermukke, ernsthaft? Ja, aber nein. Während das Label im Zentrum des Katzenclub-Universums den Durst nach Techhouse, Drops und Hands-up-Kreischerei mittlerweile weltweit stillt, also eine mehr oder weniger beeindruckende Erfolgsstory schreibt, ist sein Standing unter selbsternannten Connaisseuren der elektronischen Musik eher so ... lala. Der Berghaini zieht den Graben zum vermeintlichen Technopöbel in der Holzmarktstraße gern ganz tief.
Man ist fast geneigt dem zuzustimmen, wenn man des Nachmittags im Kiosk-Floor des Berliner Kater Blau steht und sich nicht sicher ist, ob man musikalisch gerade im Kinderkarussell oder doch in der Zirkusmanege gelandet ist. Und doch ist das darauf rumhacken nichts anderes als arrogante, geschmackliche Überhöhung von wie auch immer gearteten, aber doch eng verwandten Spielarten von House und Techno. Bei denen ist die Frequenz der Drops vielleicht geringer, ansonsten übt man sich aber auch seit Jahren in ständiger Wiederholung der immer gleichen Elemente und Motive, glaubt dabei Stil und Klasse für sich gepachtet zu haben und vermittelt alles mit einer der großen Kunst gebührenden Ernsthaftigkeit.
Dieses „Klassendenken“ ist schade und traurig. Schließlich war die Abwesenheit ebenjener im Angesicht der Clubnacht einer der Gründe, warum wir alle irgendwann mal mit dem Kram angefangen haben – oder nicht?
Wie dem auch sei, Pilocka Krach entzieht sich dieser Diskussion von Vornherein mangels jedweder Ernsthaftigkeit. Das beginnt beim Namen, geht über ihre zum Teil Electrolore-artigen Produktionen und Live-Sets, bei denen sie gern mal auf dem Tisch steht und ins übersteuerte, verzerrte Mikro schreit, bis zu den DJ-Sets. In letzteren macht das Berliner Party-Urgestein vor nichts und niemandem Halt. Krach sprengt alle Grenzen: Disco, Electro, (das Genre, nicht der Überbegriff), House mit und ohne Tech, Vocal-Trash, Rap und in jedem Takt die Message: Ey Techno, nimm dich nicht so ernst.
Wo sie ist, sind Konfetti und gute Laune höchstens einen Katzensprung entfernt. Ist mal wieder Zeit dafür. Hopp.