Mix der Woche: PacayaPariser Straßencafés im Schwarz-Weiß-Film als Musik
16.6.2020 • Sounds – Text: Benedikt BentlerMixe gibt es wie Sand am Meer. Einige sind großartig. Dieser hier kommt von Pacaya und zelebriert die ausgedehnte Laaaang-saaaam-keit.
Die Clubs sind zu und werden es vorerst auch bleiben. Aber sind wir mal ehrlich: Ganz unabhängig von Covid-19 erscheinen getanzter Eskapismus und Hedonismus im Safe Space hinterm Türsteher derzeit irgendwie gänzlich unangebracht. Es gibt gerade einfach wichtige Dinge zu tun, die mit Wochenend-Exzess – allein schon zeitlich – nicht kompatibel sind. #BLM und #Unteilbar statt Katerstimmung.
Sofern überhaupt möglich, muss die Seele dieser Tage also in gediegeneren Schwüngen baumeln. Und da kommt Pacaya mit seinem Klassik-Akustik-Mix genau richtig. Rauchend von Café zu Café laufend – die sind ja wieder geöffnet – erklingt Francis Lais berühmte Filmmusik zu „Un Homme Et Une Femme“ von 1966 und die Umgebung wird kurz zur schwarz-weißen Kulisse des Nouvelle Vague-Klassikers. Später dann „Evening Colors“ von Laurence Vanay und man denkt kurz, dass das man das Werk von 1975 heute vielleicht am ehesten als Beattape bezeichnen würde. Immer wieder poppen die Assoziationen zur nicht ganz unkitischigen Musik im Bewusstsein auf. Aber immer nur kurz, ganz ohne Geltungsdrang. Das macht diesen Mix zum wunderbaren Begleiter des Flaneurs.
Pacaya war mir als DJ bislang unbekannt. Seine Arbeiten als Illustrator und Maler hingegen dürfte den meisten von uns schon begegnet sein. Er ist für die Grafik des „Bucht der Träumer“-Festivals verantwortlich und hat zahlreiche Arbeiten für das Urban Cosmonaut Radio und Veranstaltungen im Holzmarkt-Umfeld im Portfolio.