Es gibt Menschen im Techno, denen man für alle Zeiten dankbar sein muss. Serge ist einer davon. Sein Rotterdamer Plattenladen „Clone“ war und ist legendär. Auch als DJ ist er eine Legende. Und ohne seine Vertriebsstruktur und die angeschlossenen Inhouse-Labels wäre die elektronische Tanzmusik in den vergangenen Jahrzehnten deutlich eindimensionaler ausgefallen. Ein echter Arbeiter, ein echter Connaisseur, der sich nie nur auf eine Spielart des Dancefloors verließ geschweige denn konzentrierte. Dazu bedeutet ihm Musik einfach zu viel, dazu kennt er sich zu gut aus, hat zu viel mitgemacht und miterlebt. Techno, House, Electro, Electronica: you name it. Im Kopf von Serge hat alles zwingend Platz, was in die längst nicht mehr so selbstverständliche Haltung passt, dass man alles zusammendenken muss, um es wirklich verstehen zu können. Wie weit das gehen kann, zeigt sein neues Label „Edit-Futurum“, auf dem er klassische Musik auf Vinyl veröffentlicht.

Diesen Mix nahm Serge im Dezember 1996 auf. Nun ist das Tape dank eines Bekannten wieder aufgetaucht. Er schreibt selbst dazu: „While my neightbours of Midtown records were selling shit and shit loads of gabber (which was at its peak and total mainstream in 1996), I was selling records to the freaks and recording mixes like this in the quiet hours in the shop.“

Der Mix gibt sich sehr britisch, ist geprägt vom sich damals besonders schnell wandelnden Sound dessen, was noch kurz zuvor Electronica genannt wurde, kippt viel dazu, was auf Rephlex, Planet Mu, Skam, Schematic oder Isophlux hätte erscheinen können und lässt es schließlich perfekt eskalieren in die Verzerrung des Vergessens. Rough, schnell, deep – voller Tradition und gleichzeitiger Abkehr davon auf der Überholspur gen morgen. One for the archive? Nö. One for right now.