Mix der Woche: Mister Saturday NightÜber Jazz und Gospel in die rettende Gewohnheit
20.12.2016 • Sounds – Text: Benedikt BentlerMixe gibt es wie Sand am Meer. Einige sind großartig. Dieser hier nimmt einen mit Jazz, Funk und Klassik in die Arme, fragt, was man schon tun kann, wenn man eigentlich keine Ahnung hat, was zu tun ist, und entlässt einen mit House in Richtung Uptempo. Denn letzten Endes geht’s doch weiter, unbeirrt, keinen BPM langsamer – und genau so soll es wahrscheinlich auch sein.
Eamon Harkin und Justin Carter sind Labelmacher, Veranstalter, DJs aus Brooklyn, alles unter gleichem Namen: Mister Saturday Night. Dank Boiler Room sind die beiden mittlerweile weit über New Yorks Stadtgrenzen hinaus bekannt, für House-Sets aller Spielarten, vorzugsweise auf Vinyl. Am 14. Dezember waren sie das erste Mal in ihrer neuen, ab jetzt monatlich gesendeten Radioshow bei Radio NTS zu hören. Abseits der gewohnten samstagnächtlichen House- und Party-Kulisse, empfangen sie ihre Zuhörer ungewohnt leise.
Nico Muhlys Klassik stellt mehr Fragen, als dass sie Antworten gibt, Pattie Rosemons Solostimme und Gospelsongs sind musikalisches Seelenheil, es erklingt Jazz, der gleichermaßen den Country würdigt und Talib Kweli tritt zusammen mit Mos Def als Black Star ans Mic:
„Our morals are out of place and got our lives full of sorrow / And so tomorrow coming later than usual.“
Schließlich fragt Host Justin Carter in seiner eigenen Songwriter-Ballade:
„What do you do when you don’t have a clue what to do?“
Lyrics, die den heutigen Tag beschreiben. Wenn die Routinen plötzlich ins Straucheln geraten, wenn wir innehalten, die Zeit langsamer zu vergehen scheint. Und doch bleibt nichts zu tun. Nur weitermachen, ins gewohnte Tempo zurückfinden, nicht stehenbleiben, erst recht nicht umkehren, aber auch nicht vergessen. Der Mix macht weiter mit House. House ist Alltag, House ist Gewohnheit, mitunter langweilig. Aber genau dorthin will man heute zurück.