Würde man die Urheber*innen dieser Stücke damit konfrontieren, elektronische Musik zu produzieren, würde einige vielleicht wissend nicken, andere verwirrt den Kopf schütteln. Musik ist eben doch nur Musik. Und die macht man mit den Mitteln, die zur Verfügung stehen. Nennen wir es Popmusik. Und die wurde in den 1980er-Jahren auch in Äthiopien mit Synths und Drumcomputern gemacht. Das ist eine volle Breitseite Lo-Fi, gerade wenn man nur die Instrumentals hört und sich so voll und ganz auf das Sound Design konzentrieren kann. Dabei treten ganz und gar erstaunliche Dinge zu Tage: Verdaddelt in der besten Jazz-Tradition des Landes, nur eben rudimentär sequenziert, kosmisch und dicht à la Jean-Michel Jarre oder einfach nur Global-Disco mit jeder Menge Flavour. Ob Rhythmusbox einer Heimorgel oder fast schon breitbandig im Sound-System-Style: Hier ist eigentlich jeder Track ein Killer. Was Ender der 1990er-Jahre bei uns mit Böhm – Gott der Elektrik als Retro gefeiert wurde, war ein Jahrzehnt zuvor in Äthiopien großer, zeitloser Standard.