Mixe gibt es wie Sand am Meer. Einige sind großartig. Dieser hier kommt vom Italiener Michele Mininni, der Rave rechts blinken lässt, weil das Zuckeln auf dem Standstreifen erst den entspannten Rundumblick möglich macht. Soll Techno doch vorbeirasen.
Gerade hat Michele Mininni eine EP bei R&S Records veröffentlicht. „Rave Oscillations“ klingt akustisch treibend, Melodien werden gedehnt, gestaucht und bis an die Grenze der Unkenntlichkeit moduliert. Eher flach als deep, aber mit ordentlich Tempo, verortet sich die Platte ganz im Rave. Diesen Vibe hätte man gern auch für die Radioshow „Newtype Rhythms“ gehabt, die sonntags von zwei bis vier Newtown Radio läuft. Aber nicht mit Michele Mininni.
Der hatte anscheinend keine Lust durch Rave und Breakbeats zu hetzen und startet, nachdem Radiohost Sheepshead die ersten 28 Minuten gespielt hat, mit einer Vollbremsung. Mit klassischem Piano einsteigend, arbeitet sich Mininni am House der letzten Jahre ab. Ein bisschen Four Tet dazwischen, Koze, na klar, Craig und Oswald (ernsthaft?), Ripperton, Bicep – im Land endloser DJ-Mixe nichts Neues.
Also mal weg von den Tracks, denn was besonders ist, passiert dazwischen. Auf eindrucksvolle Weise, keine Ahnung ob und welche Filter und Modulationen da ihren Dienst tun, nimmt Michele Mininni den großen Hits ihren einzelnen Stellenwert. Der Kontext entkernt sie geradezu. Was übrig bleibt, fließt langsam vorbei.
Als würde man eine altbekannte Strecke fahren, aber endlich und plötzlich Dinge und Details entdecken, die sich bisher der Wahrnehmung entzogen. Da entpuppt sich die fast vergessene Schönheit der housigen Heimat.