Mixe gibt es wie Sand am Meer. Einige sind großartig, so wie dieser. Schaut euch nur die Waveform an, ist sie nicht wunderschön?
Auf der Suche nach dem ultimativen Mix der Woche scrollt man sich täglich durch die eigene Soundcloud-Mixcloud-Promo-Bubble, immer in der Hoffnung auf die musikalische Offenbarung nach dem Klick auf Play. Aber wie selektiert man in der Flut aus unzähligen Mixen, Podcasts, Livesets und Tracks zuallererst? Wer wird angehört, wer wird (mal wieder) links liegen gelassen?
Man liest Namen, sieht Cover, Uploader, Radiostationen, setzt alles in Bezug zu bereits gespieltem. Hatten wir, hatten wir nicht, wenn ja, wann? Schon wieder ein Dekmantel-Podcast? – Nee, lieber nicht. Manchmal spielt das alles aber auch gar keine Rolle. Manchmal sieht man nicht mehr als eine Waveform und kann gar nicht anders, als dahinter ein wunderschönes Set zu vermuten – wobei die Definition von schöner Hüllkurven-Ästhetik natürlich im Auge des Betrach … eh Hörers liegt.
Die Wellenform dieses Sets von Imre Kiss ist jedenfalls pure Eleganz in Gestalt oranger Balken. Horizontgleich und ebenmäßig wirkt sie mitnichten unscheinbar, vielmehr spricht aus ihr das Understatement an den Decks. So bleibt man hängen, drückt auf Play und wähnt sich nach einer sehr, sehr schrägen Radioansage in den sanft-rauen Klängen des Produzenten und DJs Imre Kiss aus Ungarn. Langsam und behutsam formt sich die Geräuschkulisse zu House, beschleunigt, verdichtet sich, bricht auf, aber nie ab. Man kann es ja schon sehen: Da stürzt kein Track per Drop ins Set, da ist kein Platz für Effekthascherei und wildes Knöpfchendrücken. Solche Stillosigkeiten würden auch gar nicht zu Imre Kiss passen, der sich mit seinen Releases auf Lobster Theremin und Farbwechsel, schon in Houser-Herzen einnistete, als Lo-Fi noch das Gegenteil von Hi-Fi und nicht Hype war.
Kurz bevor die Stunde ganz sanft ausklingt, wird es dann nochmal richtig rumpelig. Die MP3 zum Mix gibt’s hier.