Mixe gibt es wie Sand am Meer. Einige sind großartig. Dieser Mix von DJ Ipek verbindet Sounds und Klänge des Mittleren Ostens mit zeitlos rundem Deep House. Das klingt schön. Auch bei -5°C.
Mit den Instrumenten Ud, Kanun, Santur und Darbukka sind hierzulande die Wenigsten vertraut, mit ihren Klängen hingegen schon. Das gilt zumindest für alle, die sich gern zu elektronischer Musik bewegen. Die Instrumentenlandschaft des Nahen und Mittleren Ostens ist in der After-Hour-Welt sonniger Sonntagnachmittage omnipräsent, verpasst sie der üblichen Drumkit-Synthie-Langeweile einen angenehm orientalischen Einschlag. Meist irgendwie kitschig, aber eben auch wunderschön – auch abseits verspulter Zustände. Wenn sich der Text des berühmten persischen Dichters Rumi „Mano To“ über Nus butterweiche House-Beats legt, dann versteht unsereiner mangels ausgeprägter Farsi-Kenntnisse zwar kaum kein Wort, ahnt aber trotzdem: Die große Liebe ist das Thema. DJ Ipeks Mix kommt zwar ohne diesen längst legendären (aber eben auch totgespielten) Hit aus, zeigt dafür aber genügend, schön gemixte Alternativen ähnlicher Coleur. „Welcome 2016“ steht über ihrem Mix. „Schön, dass du da bist“ ist die Nachricht.
DJ Ipek heißt eigentlich İpek İpekçioğlu und lebt in Berlin. Sie ist einer dieser Berliner Kulturmenschen, an denen kein Vorbeikommen ist, wenn man bestimmte Sphären auch nur streift. Sie kuratiert Festivals, Theaterprogramme, engagiert sich in der LGBTI-Szene (Lesbian Gay Bisexuel Trangender Intersexual), schreibt, produziert, remixed, bespielt die „Gayhane“-Partys im SO36 und ist Publizistin. Gemeinsamer Nenner fast aller Aktivitäten: der Verbindung zu ihrer Heimat. So sind es die Festivals „Berlistanbul#25 Underground“ oder „New Sounds of Istanbul“ im Berliner Radialsystem, die von ihr kuratiert werden. Genau wie das postmigrantische Theater Ballhaus Naunynstraße. Umso schöner, dass trotz permanenter Beschäftigung Zeit für solche Mixe bleibt. Die Kollegen vom Magazin renk. haben sich ausführlicher mit der Berlinerin unterhalten.