Kassel ist nicht gerade das Epizentrum für ... irgendwas. Außer für Kunst, alle fünf Jahre, dann findet dort die documenta statt. Dieses Jahr ist es wieder soweit, zum 14. Male. Früher war Kassel ein Epizentrum für Techno: In den 1990er-Jahre gehörte das „Aufschwung Ost“, ein dreigeschossiger Fabrikbau mit insgesamt fast 5.000 Quadratmetern, zu den wichtigsten Clubs für elektronische Musik in Deutschland. Wegen der äußerst verkehrsgünstige Lage Kassels mitten in der Republik kamen die Raver aus allen Richtungen angefahren. Eine Techno-Großraumdisco mit nationalem Einzugsgebiet, was sich auch nicht groß änderte, als die Location 1996 in „Stammheim“ umbenannt wurde. Erst 2002 konnten die nie abreißenden Anwohnerbeschwerden wegen der wochenendlichen Zuparkung des ganzen umliegenden Gebiets inklusive entsprechender Parkplatzrave-Szenarien sich durchsetzen und es war Schicht im Schacht. Heute herrscht Ruhe in der „Kulturfabrik Salzmann“, wie das Areal heißt. Um nicht zu sagen gähnende Langeweile.

DJ Marky war seinerzeit Resident und hat vor einiger Zeit begonnen, seine DAT-Tapes zu digitalisieren (Hinweis gefunden bei Tanith, merci. In der Sammlung „Lost Tapes“ finden sich aktuell Mixes von Richie Hawtin, Laurent Garnier, Josh Wink und DJ Rush. Unser Favorit bislang ist der Mix von Carl Cox vom 11. März 1995, also ziemlich auf den Tag genau vor 22 Jahren. In typischem Neunziger-Jahre-Dampf werden unter anderem AWeX („It's Our Future“), DJ Misjah („Access“), Dave Clarke („Wisdom To The Wise“) und Laurent Garnier („Astral Dreams“) verarbeitet. Echt ganz gut, ein bisschen zu schnell für den heutigen Geschmack vielleicht. Gibt es eigentlich eine Webseite oder ein Tool, mit dem sich Soundcloud-Mixes langsamer abspielen lassen (ohne Download)? Die Kollegen sagen, ich solle mal nachdenken, das geht doch gar nicht, ich stelle die Frage einfach mal in den Raum. Bei positiver Antwort gibt es eine ausdrückliche Danksagung auf dieser Seite.