Mixe gibt es wie Sand am Meer. Einige sind großartig. Dieser hier nimmt die elektronische Musik jenseits der Rekordbox-Konventionen in den Blick.
Das mit Abstand Tollste an COVID-19 ist ja, dass sich bei DJs die Spreu heuer vom Weizen klarer trennt denn je. Da gibt es die, die es einfach nicht besser wissen, und weiterhin ihren angestammten Sound in den Stream kippen. Und dann gibt es die, die musikalisch ... sagen wir mal ... ein bisschen besser aufgestellt sind. Vorlieben haben, eine archivarische Herangehensweise verfolgen, sich für mehr interessieren, als die letzten Hype-Promos. Dabei liegt der Flow nur vordergründig in Schutt und Asche. Auf welchem fucking Dancefloor will man denn jetzt auch noch 0815-Allgemeinplätze hinstellen!? Benedikt Frey ist einer dieser DJs. Für Rubber – Label aus dem Niederlanden – mixt er zwei Stunden Tracks mit dem wahrscheinlich längsten Spannungsbogen aller Zeiten. Es beginnt krude und vernebelt, mit Referenzen in Richtung Sheffield, New Wave, Geräusch und freidrehenden Drumcomputern, die nur vom 4-Spur-Gerät in Schach gehalten werden. Langsam, ganz langsam, entspinnt sich dann eine musikalische Forschungsreise zu einem Dancefloor, über den man nach zahlreichen Mineneinschlägen der Geschichte auch mit drei Pillen nicht mehr gescheit schweben kann – von schönreden ganz zu schweigen. Dark und doch voller Licht, Acid und Breakbeat, HipHouse und Hop, Experiment und offenherziges Abwinken gen etablierter Feierkultur.