Mitgehört: Musik aus dem Filter-SchwarmHeute: Markus Spitta – Videoproducer und Musiker
1.7.2019 • Sounds – Protokoll: Martin Raabenstein, Illustration: Isabell SimonIn seiner Kolumne „Mitgehört“ befragt Martin Raabenstein ganz unterschiedliche Menschen, was sie musikalisch umtreibt. Von prägenden Momenten bis zu aktuellen Highlights: Die Jukebox des Filter-Schwarms wird mit jeder Folge bunter. Dieses Mal: Markus Spitta. Wenn sich der Berliner nich gerade um seine Firma „Bloom Kollektiv“ kümmert, mit der er Musikvideos, Werbeclips und Dokumentationen produziert, aber auch Fotografie anbietet, macht er Musik. Ob Bewegtbild oder Beats: Sein Bruder Felix ist bei beidem dabei. Die Brüder waren vielleicht die ersten, die Deutsch-Rap in Afrika laut drehten, sich heute aber als „Spittbrothers“ eher dem langsamen Disco- und Cosmic-Sound verschrieben haben. Was so jemand wohl privat hört?
Lieber Markus, stell dich doch zunächst kurz vor.
Ich bin 26 Jahre alt und beschäftige mich, seit ich denken kann, mit der Produktion eigener Musik. In meiner Jugend habe ich fünf Jahre in Namibia gelebt und dort zusammen mit meinem Bruder Felix ein Deutsch-Rap-Projekt gestartet. Das ist lange her und klingt jetzt, in der Reflexion, etwas grotesk. Als wir nach Deutschland zurückkehrten, verschob sich mein musikalisches Interesse schnell in Richtung elektronische Musik. Aktuell versuche ich mich davon wieder wegzubewegen und übe fleißig daran, meine Instrument richtig zu beherrschen.
Schön, dass du uns in deinen musikalischen Alltag schauen lässt. Bevor es damit losgeht: Woran arbeitest du gerade?
Vor etwa einem Jahr habe ich wiederum mit meinem Bruder und Elia Fushi Bekene eine kleine Videoproduktionsfirma gegründet. Die verbleibende Zeit stecken wir in unser musikalisches Projekt „Spittbrothers“. Aktuell arbeiten wir an zwei neuen EPs, die, so die Planung, auf zwei unterschiedlichen Labels veröffentlicht werden sollen. Unsere Jobs finanzieren den Spaß.
Was hörst du zur Zeit gerne?
Devendra Banhart ist definitiv der Künstler, der mich gerade am meisten begeistert. Ich kann das gar nicht auf ein bestimmtes Album beschränken, im Prinzip höre ich alle sehr gern.
Was macht es so speziell für dich? Dazu hast du doch bestimmt eine sehr persönliche Geschichte zu erzählen.
Die gesamte Präsentation: Komposition, Text, vor allem aber das Sound Design, die Produktion an sich. Ich kenne keinen vergleichbaren Musiker, dessen Songs ähnlich weich und klar klingen. Gleichzeitig wirken sie so simpel und dennoch extrem komplex und ungewöhnlich. Das klingt jetzt irgendwie ungelenk, aber ich glaube, man muss sich seine Sachen einfach mal anhören, um möglicherweise zu verstehen, warum mir hierfür die Worte fehlen. Das ist eine ganz eigene Musiksprache und für mich unverwechselbar.
Verbringst du generell viel Zeit mit Musik? Wo hörst du am liebsten Musik und warum?
Ich versuche, zumindest die Hälfte meiner Zeit an Musikproduktionen zu arbeiten. Das gelingt manchmal nicht so ganz, aber die Tendenz ist steigend! Wir haben natürlich gute Anlagen in der Wohnung, mit denen wir arbeiten. Ich höre, je nachdem wie bewusst ich mich auseinandersetzen möchte, entweder auf unseren Monitoren – da muss man sich allerdings gut platzieren, um ein optimales Klangerlebnis zu erzielen – oder auf unserer kleinen PA von db technologies. Alternativ liebe ich auch den Klang der Beyerdynamic DT 770 Kopfhörer.
Was ist deine älteste tonale Erinnerung?
Der Song „Vienna“ von Billy Joel ist gefühlt meine älteste, beste und klarste Erinnerungen an meine Kindheit. Die LP „The Stranger“ war damals das Lieblingsalbum meines Vaters. Ich spüre noch gut seine Begeisterung, wenn wir es gemeinsam hörten, dann war er entspannt, konnte von seinem Alltag loslassen. Das war sehr angenehm.
Und dein All-time-favourite? Track oder Album?
Vor dieser Frage drücke ich mich immer. Ich kann mich heute nicht aus voller Überzeugung für einen bestimmten Song oder ein Album entscheiden. Je nach Musikrichtung – und ich höre sehr unterschiedliche Richtungen – haben mich unterschiedliche Songs und Künstler ähnlich stark beeindruckt. Am intensivsten war meine Auseinandersetzung zwei Alben von Eminem: „The Marshall Mathers LP“ und „The Eminem Show“. Das mag aber auch am Alter gelegen haben und daran, dass ich die Alben zum Teil heimlich hören musste. Meine Eltern fanden die Texte einfach zu heftig – heute verstehe ich sie.