Mitgehört: Musik aus dem Filter-SchwarmHeute: Kerem Gokmen, Radio-DJ und Umweltaktivist (USA)
2.1.2019 • Sounds – Protokoll: Martin Raabenstein, Illustration: Isabell SimonIn seiner Kolumne „Mitgehört“ befragt Martin Raabenstein ganz unterschiedliche Menschen, was sie musikalisch umtreibt. Von prägenden Momenten bis zu aktuellen Highlights: Die Jukebox des Filter-Schwarms wird mit jeder Folge bunter. Den Auftakt 2019 macht Kerem Gokmen aus Pittsburgh, der sein Leben der Musik und dem Umweltschutz widmet.
Lieber Kerem, magst du dich zunächst kurz vorstellen?
Ich stamme ursprünglich aus Istanbul, lebe aber schon lange in den USA. Schon seit 1998 habe ich hier in Pittsburgh eine wöchentliche Radioshow. „Dubmission“ geht vier Stunden lang und wird jede Samstagnacht auf WYEP ausgestrahlt, einem unabhängigen Sender in Pennsylvania, den es bereits seit 1974 gibt. In der Show spiele ich regelmäßig eine große Bandbreite an Musik, von Broken, Soul, Downtempo und Jazz über House, Funk, Techno, Hiphop, Offbeat, Glitch, Disco bis zu Leftfield, Funk und Dub. Zudem lege ich regelmäßig als DJ in verschiedenen Bars und Clubs auf. Tagsüber arbeite ich bei Clean Water Action, einem Nonprofit, das sich für den Umweltschutz im Allgemeinen und für sauberes Wasser und nachhaltigen Umgang damit im Besonderen einsetzt.
Woran arbeitest du im Moment, wo reißen wir dich hier aus deinem Flow raus?
Natürlich an der nächsten Ausgabe der Radiosendung.
Was hörst du zur Zeit gerne?
Vor allem Jazz, oder querbeet. Mein aktueller Favorit ist „Nicola Conte presents Cosmic Forest – The Spiritual Sounds of MPS“.
Was ist das Besondere für dich an dieser Musik? Dazu hast du doch bestimmt eine persönliche Geschichte zu erzählen.
Ich schätze zunächst die Geschichte des MPS-Labels sehr. 50 Jahre im Geschäft, Jazz – kuratiert im Schwarzwald und gegründet von einem absoluten Enthusiasten, der sich auch noch um die Aufnahmen kümmerte und einiges voran brachte für die Musikrichtung. Das sagt schon alles. Dazu kommt der Italiener Nicola Conte, der den Jazz ja aus einer ganz anderen Ecke heraus anging und auf der Acid-Jazz-Welle schwamm. Auf dieser Compilation hat er sich intensiv mit dem Backcatalogue des Labels beschäftigt und seine Favoriten aus der Periode von 1965 bis 1975 zusammengestellt. Conte ist einer meiner Lieblingsproduzenten – zu beobachten, wie er mit MPS arbeitet, ist ein zusätzliches Highlight.
Verbringst du generell viel Zeit mit Musik?
Nach Aussage meiner Frau viel zu viel! Wenn ich mir nicht gerade Promos anhöre, bin ich ständig auf allen möglichen Online-Radiostationen unterwegs – NTS, Worldwide FM, Balamii oder Netil Radio. Ich mag es auch Vinyl aufzulegen, oder ganz zufällig gegriffene CDs zu hören, während ich arbeite und – ich höre sehr gerne beim Workout Spotify über meinen Kopfhörer.
Wie hörst du denn am liebsten Musik? Also konzentriert vor der Stereoanlage oder zum Beispiel unter dem Kopfhörer?
Das hängt immer ganz von der Situation ab. Ich benutze die unterschiedlichsten Medien: mein Telefon, das MacBook und eben meine DJ-Tools, wenn ich Shows produziere. Mein Liebling ist der „AIAIAI TMA-2 Modular“-Kopfhörer – in der „Ghostly“-Edition.
Deine älteste tonale Erinnerung?
Ich erinnere mich, dass ich als kleines Kind wie besessen von Michael Jacksons „Thriller“ war. Meine Eltern mussten mir beibringen, sorgsam mit Alben umzugehen und sie nicht wie Spielzeuge zu behandeln, damals in den 80ern. Heute hingegen bin ich sehr sorgfältig mit meinen Alben und packe sie umgehend in Sleeves, bevor sie ins Archiv wandern.
Und dein All-time-favourite? Track oder Album?
„Missing“ von Everything But The Girl und „Licensed To Ill“ von den Beastie Boys.