Mitgehört: Musik aus dem Filter-SchwarmHeute: Enrique Domenech, DJ und Beat-Sammler
25.3.2019 • Sounds – Protokoll: Martin Raabenstein, Illustration: Isabell SimonIn seiner Kolumne „Mitgehört“ befragt Martin Raabenstein ganz unterschiedliche Menschen, was sie musikalisch umtreibt. Von prägenden Momenten bis zu aktuellen Highlights: Die Jukebox des Filter-Schwarms wird mit jeder Folge bunter. Dieses Mal: Enrique Domenech. Der Spanier lebt und mixt im spanischen Alicante. Seine große Liebe ist der Jazz. Und weil der in allen nur erdenklichen Genres seine Spuren hinterlassen hat, hört und spielt Enrique querbeet und wieder zurück. Hören kann man das in Clubs, im Radio und in seiner neuen Mix-Reihe „Freeforms“, für die er sogar ein grafisches Wegeleitsystem entworfen hat, damit sich die Beats nicht verlaufen. Und auch für uns hat er schwuppdiwupp noch einen exklusiven Mix gemacht.
Lieber Enrique, magst du dich zunächst kurz vorstellen?
Geboren bin ich 1972 in Alicante, Spanien. So ungefähr mit zwölf Jahren begann ich mich für Musik zu interessieren. Als 19-Jähriger fing ich an meine eigenen Mixe zu bauen, mit 22 legte ich dann in verschiedenen Clubs meiner Heimatstadt und in der Umgebung auf. Fünf Jahre später zog ich nach Dublin, nahm die Sache ernster, fing an intensiv Vinyl zu sammeln und hatte ab 2000 meine eigene Radioshow auf Power FM. Ab 2006 war ich verantwortlich für die Fusionova021 Records Radioshow, die auf Ibiza Sonica und diversen anderen Sendern in ganz Europa ausgestrahlt wurde. Kurze Zeit später verschlug es mich nach Ibiza, spielte regelmäßig im Café del Mar, aber auch zusammen mit Carl Craig, Richard Dorfmeister, Jazzanova, Biggabush und Ben Mono. Um das Management von José Padilla habe ich mich auch mal gekümmert. Seit 2011 lebe ich wieder in Alicante.
Schön, dass du uns in deinen musikalischen Alltag schauen lässt. Bevor es damit losgeht: Woran arbeitest du gerade?
Vornehmlich an meiner Podcast- bzw. Mix-Serie „Freeforms“. Ich interessiere mich für so viele unterschiedliche Arten von Musik, dass da dringend Ordnung rein muss. Ich habe mir dafür ein grafisches System ausgedacht, das mit geometrischen Formen arbeitet. So kategorisiere ich unterschiedliche Genres erst für mich selbst und dann für die Mixe. Das Dreiecks steht dabei für das, was ich „modern beats“ nenne – irgendwas zwischen HipHop, R&B und neuem Soul. Der Kreis dreht sich um eher klassische Tracks, da kommt dann auch Afro und Latin ins Spiel. Das Quadrat ist Stichwortgeber für den 4/4-Dancefloor. Und schließlich gibt noch eine weitere Kreisform, die aber grafisch eher gebrochen ist – hier versammle ich all das, was die Grundlage für Freeforms ist: Jazz.
Die Antwort auf die nächste Frage dürfte lang ausfallen: Was hörst du zur Zeit gerne?
Ach, ich kann das gut klammern: Jazz, Electronica, Beats, Soul und Funk. Marc de Clive-Lowes neues Album „Heritage“, das erste einer Zweier-Serie, ist einfach unglaublich! David Borsus aktueller Release „Kaleidophonique“ ist auch wunderbar. Ich mag auch alles, was auf Tokyo Dawn rauskommt und beobachte mit großem Interesse, was in der britischen Jazz-Szene so im Moment so geht. Aber ich glaube deine Frage zielt auf eine einzige, klare Antwort ab. Ich würde mich also für GoGo Penguin und „A Humdrum Star“ entscheiden. Einfach atemberaubend. Einige der Tracks finden sich auch in meinem Mix, den ich für diese Ausgabe von „Mitgehört“ gemacht habe.
Was fasziniert dich ganz konkret daran?
Nun, obwohl ich die Musiker nicht persönlich kenne, habe ich einen unglaublichen Respekt vor ihrer Arbeit. Ich spiele das nun schon seit Jahren in meinen Radioshows und hatte letztes Jahr endlich auch die Gelegenheit, sie live zu sehen. Das war auf meinem spanischen Lieblingsfestival in San Sebastian, dem Jazzaldia. Mind blown.
Verbringst du generell viel Zeit mit Musik?
Leider nie genug. Es gibt so viel gute Musik da draußen und es kommt immer was Neues, was mich natürlich sehr freut.
Wie hörst du denn am liebsten Musik? Hast du eine bevorzugte Abhöre?
Gemütlich auf dem Sofa, im Auto oder beim Abhängen am Strand oder wo auch immer es ruhig und angenehm ist.
Enrique Domenech – Mitgehört-Mix
Was ist deine älteste tonale Erinnerung?
Mein Onkel Alvaro war DJ in den 1980er-Jahren, und ich habe viel Zeit mit ihm in seinem Musikzimmer verbracht. Da liefen zum Beispiel Earth, Wind & Fire, Kool & The Gang, Imagination, Stevie Wonder, oder Madonna.
Und dein All-time-favourite? Track oder Album?
„What Colour Is Love“ von Terry Callier ist mein Track, Miles Davis’ „Doo-Bop“ mein Album.