Max Richter – On The Nature Of DaylightUnser Video des Tages: 7 Minuten Leiden mit Elisabeth Moss
21.6.2018 • Sounds – Text: Thaddeus HerrmannAuch wenn man in Max Richters Genre eigentlich nicht davon sprechen kann: „On The Nature Of Daylight“ war ein Hit. Anlässlich der Wiederveröffentlichung des Albums „The Blue Notebooks“ gibt es nun ein episches Video dazu. In der Hauptrolle: Elisabeth Moss.
Mit „The Blue Notebooks“ macht sich der damals noch relativ unbekannte Komponist Max Richter 2004 nicht sofort einen Namen. Das Album erschien auf dem FatCat-Sublabel „130701“, und damit war auch die Zielgruppe klar abgesteckt. Mit dem gleichnamigen Plattenladen hatten sich Alex Knight, Dave Cawley und Andy Martin in London eine der wichtigsten Anlaufstellen für Techno und House etabliert: HardWax-Niveau und -Kumpels. Auf dem Label standen ab 1997 jedoch andere Sounds im Vordergrund: Hier veröffentlichten Sigur Rós und auch Múm. Den Techno antizipierte man erst später auf einer Reihe brillanter 12"s.
Richter blieb noch bis 2010 bei FatCat – dann wurde er dank seiner erfolgreichen Soundtracks schlicht eine Nummer zu groß für FatCat: Sigur Rós musste man auch ziehen lassen. Mittlerweile ist Richter bei der Deutschen Grammophon komfortabel untergekommen, dort erschien kürzlich die dritte Ausgabe von „The Blue Notebooks“, erweitert mit Bonus-Tracks, Reworks und Remixen: Wir hatten berichtet. Zentraler Track der Platte, die Richter selbst als eine „eine Meditation über Gewalt und deren Folgen, inspiriert durch den – bevorstehenden – Irakkrieg und meine eigenen Erfahrungen“ bezeichnet, ist „On The Nature Of Daylight“. Zahlreich lizenziert und vielleicht noch öfter gesampelt. Und zu diesem Track läuft Elisbeth Moss nun knapp sieben Minuten durch Toronto. Die Schauspielerin (u.a. „The West Wing“, „Mad Men“, „The Handmaid’s Tale“ oder der Ballard-Verfilmung „High-Rise“) bezeichnet sich selbst das Richters größten Fan und hat seine Musik in Drehpausen immer im Ohr. Na das passt ja.
Der Clip selbst funktioniert einzig und allein über Moss, bzw. ihre Mimik und Gesichtszüge. Man spürt: Hier stimmt was nicht, hier hat sich etwas angestaut, was raus muss. Gemeinsam mit Regisseur George Belfield hat sie dafür ihre Rolle Schritt für Schritt aufgebaut und Texte für die einzelnen Passagen geschrieben. Bemerkenswert. Denn gesprochen wird in dem Clip kein einziges Wort.
Ja, das ist dick aufgetragen. Aber manchmal ist das vielleicht auch ganz gut so. Müsste man mal Max Richter fragen – der beherrscht das aus dem Effeff.