Juan Wauters, Paul Frick, GrauzoneWochenend-Walkman – 07. Mai 2021

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Jeden Freitag haben wir drei Platten für euch – zumeist drei Tipps, mindestens aber drei Meinungen. Nicht immer neu, doch immer die Erwähnung wert. Heute mit: Juan Wauters, Paul Frick und Grauzone.

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Juan Wauters – Real Life Situations

Jan-Peter: Jemand mit den Initialen JPW ist mir sympathisch. Die Gastronomie-Fachjournalistin Jutta Pfannschmidt-Wahl, deren Texte schon einige mal mir zugeschrieben wurden. Und ebenso der Singer-Songwriter Juan Pablo Wauters, der jetzt dieses schöne Album veröffentlicht hat. Geboren in Montevideo, lebt er schon fast sein ganzes Leben in New York. Er mixt in seinem Lo-Fi-Pop mit seiner hellen Stimme Englisch und Spanisch und spannt eine spannende panamerikanische Brücke, unterbrochen von Field Recordings und Durchsagen. Die meisten Stücke hat er vor Covid aufgenommen, sagt er uns auf dem Album, und auch, dass er sich ein One-Way-Ticket nach Uruguay gebucht habe. Und fragt sich, wann er jemals wieder eine Show spielen wird können. Seinem ziemlich folgenswerten Instagram-Account zufolge dürfte er aber wieder im Big Apple sein, in den das gute Leben dieser Tage ja zurück kehrt. Und Wauters wird bestimmt bald wieder auf der Bühne stehen.

Paul Frick Hofknicks

Paul Frick – Hofknicks

Ji-Hun: Den Berliner Komponist und Musiker Paul Frick kennen viele durch seine Arbeit im Trio Brandt Brauer Frick. Seit 2020 ist er Teil der legendären Krautrock-Band Tangerine Dream und auch solo veröffentlichte er immer Alben und produzierte fleißig Tracks. Nun ist auf den Label col legno das Remix-Album „Hofknicks“ erschienen. 14 Tracks, die vom direkten Umfeld (Daniel Brandt, Jan Brauer) in die Mangel genommen wurden, aber auch vom erweiterten Kreis. Mit dabei sind Bearbeitungen von Gudrun Gut, Yosa Peit, Lance Gamble, Daito und vielen mehr. Ein ausgesprochen gelungenes Remix-Album, das weniger auf klassische DJ-Edits setzt als viel mehr kreative Räume aufreißt und für einen verspielten, aber auch sophisticated Dancefloor stehen. Da darf es auch mal kontemporär klassisch, angezogen dubbig oder verspult jazzig werden. Qualität ist aber in jeder Bearbeitung zu finden und die Platte ist zugleich ein schöner und umfassender Einblick in die vielseitigen Talente Fricks.

Grauzone Artwork

Grauzone – Grauzone (40 Years Anniversary Edition)

Thaddi: Ich bereite zur Zeit die ersten Folgen (m)einer neuen Kolumne vor und bin dabei einigermaßen nostalgisch gestimmt. Mit aktueller Musik habe ich mich in den vergangenen Tagen kaum auseinandergesetzt. Und im Netz sehe ich gerade, dass das erste und einzige Album von Grauzone heuer 40. Geburtstag feiert – und in erweiterter Version digital neu verfügbar ist. Doppel- und Dreifachvinyl soll demnächst folgen. Ich mochte Grauzone immer – nicht nur wegen „Eisbär“. Tatsächlich viel mehr dank anderer Songs. „Film 2“ natürlich, aber vor allem wegen „Wütendes Glas“ und noch viel mehr wegen „Der Weg zu zweit“. Was für eine Hymne. Und: Wie einfach Musik war mal und sein durfte. Wie mitreißend in ihren beschränkten Mitteln des Chaos. Und in aller Stille so laut – und andersherum. Vielleicht war es gut, dass es nur ein paar Handvoll Tracks damals in die Öffentlichkeit schafften. So hebt die Sehnsucht nach mehr die Songs noch höher. Und man fragt sich, wie das wohl hätte werden können mit diesem Spagat von tighter Elektronik und der „Schweizer NDW“. Egal. Stephan Eicher machte weiter. Nur anders. Und Marco Repetto sowieso.

„Ghosting“Exklusive Preview des Romans von Sebastian Ingenhoff

Leseliste 08. Mai 2021 – andere Medien, andere ThemenGewalt, Berliner Kneipen, Solana