Jamal Moss, Mr. Fingers, Brezel GöringWochenend-Walkman – 03. Juni 2022

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Jeden Freitag haben wir drei Platten für euch – zumeist drei Tipps, mindestens aber drei Meinungen. Nicht immer neu, doch immer die Erwähnung wert. Heute mit: Jamal Moss, Mr. Fingers und Brezel Göring.

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Jamal Moss – Thanks 4 The Tracks U Lost

Thaddi: Ich will gleich zu Beginn zugeben, dass mir in der Vergangenheit die Musik von Jamal Moss oft wenig bis gar nichts bedeutete. Voller Respekt für alle Zeiten, natürlich, ähnlich wie bei einem neuen Kellerclub im 90er-Berlin fand ich aber nur selten die Eingangstür. Es scheint, als müsste ich mich auf eine Expedition machen, die Ärmelschoner überstreifen, den HD25 rauskramen und mich darauf einlassen. Auf den Moss-Sound. Vielleicht sind diese sechs Tracks auch schlichtweg das beste, was der Produzent je aufgenommen hat. An der Schnittstelle zwischen deeper Verpeilung und so forderndem wie aus heutiger Club-Realität abreißendem Wahnsinn. Vielleicht war ich aber auch einfach noch nie so weit wie heute, habe damals mein Verhältnis zum Dancefloor nicht so infrage gestellt wie heute. Ich fühle mich seit längerer Zeit ziemlich verloren. Und Moss kehrt meine Krümel vom Floor auf, setzt sie neu zusammen und nimmt mich an die Hand. Chicago forever.

Mr. Fingers Around The Sun pt. 1 cover

Mr. Fingers – Around The Sun pt. 1

Ji-Hun: Der Großmeister ist wieder da. Es wäre eine berechtigte Frage, wie House Music ohne den Einfluss von Larry Heard aussehen würde. Bestimmt nicht so schillernd, elegant, deep und klug. Unter seinem vielleicht bekanntesten Alias Mr. Fingers bringt nun Heard sein neues Album „Around The Sun pt. 1“ heraus. Alle Tracks tragen seine unverkennbare Handschrift. Hier ist nichts überladen, es hat Knowledge und Sehnsucht, ist wunderbar produziert und passt zum anstehenden Sommer natürlich perfekt.

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Brezel Göring – Psychoanalyse Vol. 2

Jan-Peter: „Schade dass du weg bist, ich hätte dir gerne noch öfter zugehört. Die Straßen sind immer noch dieselben, aber der Rest ist ziemlich ramponiert.“ „Dir hätte dieser Zustand nicht gefallen, wärst du noch hier, wäre das alles nicht passiert.“ Soll bzw. darf man da lachen oder weinen? Ein bisschen von beidem vermutlich. Vor allem kann man ja einfach mal zuhören, wie es klingt, wenn jemand den Tod des privaten wie künstlerischen Partners thematisiert, „verarbeitet“? Françoise Cactus von Stereo Total ist im vergangenen Jahr gestorben, ihr Lebensgefährte – bleibt man das auch nach dem Tode eigentlich? – Brezel Göring hat in einem ziemlich berührenden Interview schon geschildert, wie er damit umgeht. Jetzt ein Album, das erwartungsgemäß leisere Töne anschlägt, keine übersteuerten Stereo-Total-Vocals, Melancholie ohne Larmoyanz, dazwischen heilsame Leichtigkeit, und die Ironie, das schön Schrullige alter Zeiten, ist doch irgendwie geblieben. „Meine Medizin heißt Ketamin ... wenn ich selbstmitleidig bin. Und das bin ich meistens wegen dir.“

Pageturner – Literatur im Juni 2022Timo Feldhaus, Roland Schimmelpfennig, Kirsty Bell

Frequenzfilter 04. Juni 2022 – andere Medien, andere ThemenSchwarz Rot Blut, das System Söring